Freiheit

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Samstag, 6. September 2014

Sein oder Schein - Das ist hier die Frage

Mein Kollege zeigte mir in der vergangenen Woche den Entwurf eines neuen Motivationsclips, um neue Mitarbeiter zu finden. Er fragte mich nach meiner Meinung, nachdem ich mir den Clip angesehen hatte.

Jaaa, es waren schöne, qualitativ hochwertige Bilder. Echt, finde ich wirklich. Nur leider würde der Film mich persönlich ansonsten nicht weiter ansprechen. In der ersten Minute ging es nur um materielle Dinge, wie in dem Sparkassen-Spot ,Mein Auto, mein Haus, meine Yacht'. Kurz, ich fand den Teil ziemlich inhaltslos und er würde mich auch nicht motivieren, da ich fest überzeugt bin, dass mich kein Geld der Welt wirklich glücklich macht, wenn ich nicht mit mir selbst klarkomme. Wenn ich nur auf materielle Dinge fokussiert bin und mich nichts anderes interessiert, erscheint mir dieses Leben als inhaltslos.

Was nicht heißen soll, dass mir Geld egal ist. Ich sehe mich selbst nicht am Straßenrand sitzend und um Essensgeld betteln. Ich glaube, dass Lumpen am Leib und fehlende Körperpflege meine Suche nach einem Mann noch wesentlich schwerer gestalten würden, als sowieso schon.

Aber ich finde man verpasst sehr viel im Leben, wenn man sich nur darum Gedanken macht, wie man noch mehr Geld verdient, um ein noch größeres Auto, Flachbildschirm, Haus etc. kaufen zu können. Am besten natürlich alles noch eine Nummer größer als die des Nachbarn.

Ich sehe am Beispiel einer Person in meiner direkten Umgebung, wie sie, die Person, die Gesundheit immer mehr opfert, um noch mehr Geld zu verdienen und Anerkennung zu bekommen. Aber wenn man über Jahre hinweg unter solchem Stress steht und schlecht mit seinem Körper umgeht, bekommt man irgendwann die Quittung. Ich selbst bin das beste Beispiel (auch wenn es bei mir um wesentlicher weniger Geld und vorrangig um andere Dinge ging, die ich unter der Arbeit begraben wollte).

Was nutzt es also in jungen Jahren Geld zu scheffeln und seine Gesundheit zu ruinieren, nur um die Gesundheit dann später mit dem verdienten Geld wieder zurückkaufen zu wollen, was dann aber nicht funktioniert. Diese geopferten Jahre bekommt man nie wieder zurück, egal, wie viel Geld man hat.

Oder eine andere Seite in nicht seltenen Fällen, dass junge Leute sich über alle Maßen verschulden, weil sie über ihren Verhältnissen leben, nur um nach Außen hin vor Kollegen, Freunden, Nachbarn zu wirken, als wären sie der große Zampano und könnten sich alles leisten. Also mehr Schein als Sein.

Warum muss man nach außen hin einen auf dicke Hose machen, nur um Anerkennung und Respekt zu bekommen. Es ist schon eine verrückte Welt, in der wir leben und es ist schade, dass sich anscheinend alles in diese Richtung dreht, in der der Schein mehr zählt, als das wahre Sein. Aber manche Leute sind anscheinend so einfach gestrickt und dem ein oder anderen geht sicher einer ab, wenn er an all seine Trophäen (Autos, Frauen, Boote etc.) denkt. So oder so - was ist das für ein trauriges Dasein. Zumindest aus meiner Sicht. Aber auf was schauen diese Leute auf dem Sterbebett zurück, wenn das alles war, wofür sie die kostbare Lebenszeit verbraucht haben und man doch nichts davon mitnehmen kann.

Ich selbst konnte mich davon in den letzten Jahren nicht freisprechen. Ich fand es toll, dass ich im Supermarkt nicht auf die Preise achten musste, sondern einfach in den Wagen warf, worauf ich Bock hatte oder wenn mir langweilig war, bin ich in die Stadt gegangen und habe mir Klamotten gekauft (keine Designerklamotten, soooviiieeell verdient man als Sekretärin nun doch nicht). Nur nach und nach empfand ich keine Freude mehr dabei, sondern nur noch Leere. Es hat mich nicht mehr ausgefüllt. Und mittlerweile weiß ich, dass es das nicht wert war so mit mir und meinem Körper umzugehen, wie ich es getan habe.

Ich suche selbst noch nach der richtigen Arbeit - Leben - Balance, bei der ich mich wirklich wohlfühle. Und ich hoffe natürlich, dass ich mit meiner Yogalehrer-Ausbildung einen ersten Schritt in diese Richtung getan habe. Nicht nur, weil Yoga gut gegen Ängste und Depressionen sein soll, sondern auch, weil ich hoffe, mir mit dem Yoga ein zweites Standbein zu schaffen und meine Stunden irgendwann auf einen Halbtagsjob reduzieren zu können, um meine Fixkosten zu decken und nachmittags Yoga zu unterrichten, um meine weiteren Kosten, wie z.B. für Weiterbildungen, bezahlen zu können.

Mein Ziel ist nach wie vor irgendwann Personen, die ebenfalls in einer Krise stecken, als Coach weiterhelfen zu können und somit etwas Sinnvolles zu tun, etwas, das mich wirklich ausfüllt. Und natürlich auch Geld damit zu verdienen.
Ich brauche keine Reichtümer, aber ich möchte dennoch genug Geld verdienen, um meine Träume zu verwirklichen. Ich bin schließlich nicht Mutter Teresa und auch nicht die Wohlfahrt.

Dennoch:

Ich hab einen alten Röhrenfernseher. Na und? Meine Möbel sehen nicht aus wie aus einem Designer-Möbelhaus. Na und? In meiner Wohnung sieht man, dass darin gelebt wird, sie ist nicht steril sauber und keiner muss Angst haben sich zu setzen, um ja nichts zu beschmutzen. Sie ist bunt, chaotisch, mit zusammengewürfelten Möbeln und Erinnerungsstücken. Und jeder Menge Pflanzen. Das ist meine Wohnung. Das bin ICH. Und ich fühle mich hier wohl.

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