Freiheit

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Samstag, 27. September 2014

Quarter life crisis

Über den (weit) unten verlinkten Artikel bin ich gerade bei Facebook gestoßen. Er ist von einer Frau, die über ihre Quarter life crisis schreibt. Früher gab es die midlife crisis, heutzutage haben wir nicht nur die, sondern auch noch die Quarter life crisis. War ja klar, dass meine Generation noch einen draufsetzen musste ☺️

Ich glaube, ich befinde mich seit letztem Jahr auch in eben solcher Krise. Wie die Autorin auch, glaubte ich, den richtigen Mann gefunden zu haben und einen Job, der mir zumindest meistens Spaß machte. Tja, weit gefehlt. Typ weg und Job wuchs mir über den Kopf. Mein Kartenhaus fiel letztendlich zusammen. Seitdem stecke ich in einer Krise. 

Das Gute an dieser Krise ist (ja, es gibt sie, die gute Seite an einer Krise), dass ich gemerkt habe das mein Leben so nicht weitergehen kann. Als ich die Angst mit Hilfe der Tabletten weitestgehend unter Kontrolle hatte, fielen die Scheuklappen ab und ich konnte wieder über andere Dinge außerhalb der Angst nachdenken. Einer meiner größten Ängste im letzten Jahr während der Angstphasen war, dass ich nie mehr die Sachen machen könne, die mir so viel bedeuten, wie Reisen und die Welt sehen. Wäre das für mich noch ein lebenswertes Leben?! 

Deswegen habe ich den Flug nach Australien gebucht. Um festzustellen, ob das Land, das mir 2006 so gut gefallen hat und von den Erinnerungen daran, von denen ich selbst in den dunkelsten Stunden noch zehre, mir noch immer so gut gefällt. 

Die Autorin des Artikels hat sich hingesetzt und aufgeschrieben, was sie wirklich in ihrem Leben erreichen möchte. Was ihr Herzenswunsch ist. Sie möchte z.B. eine gemeinnützige Organisation für misshandelte Frauen gründen und soweit ich es verstanden habe, hat sie dies auch getan. 

Sie hat das Buch I am that girl (www.alexisjones.com) gelesen und beschreibt, dass untenstehende Passage sie wirklich zum Handeln brachte: 

“Something happens as you get a little older (and maybe a teeny tiny bit wiser) and you realize that you have to do it on your own. No one will work as hard for you as you will. It’s scary to admit for yourself. But if inside your guts and bones, you feel you have something to offer, don’t let self-doubt keep your magic from the rest of us. We want in.”

,,Um es kurz zu beschreiben, bedeutet es, dass Du selbst etwas ändern musst, denn kein anderer wird es für Dich machen. Wenn Du spürst, dass Du noch soviel mehr zu bieten hast, dann lass Dich nicht von Selbstzweifeln davon abbringen." Das ist frei von mir übersetzt. 

Weiterhin hat sie eine Motivations CD gehört auf der folgende Fragen gestellt wurden: 

Warum bist DU hier auf dieser Welt? Nicht die Menschheit, sondern nur DU? 

Why are YOU here? Not why is the human race here, but why are YOU specifically here?

Sie nahm sich einen Block und schrieb auf: 

,,Sie möchte anderen Kraft spenden. Sie möchte, dass die Leute nachdenken, hinterfragen und die Gesellschaft ändern. Sie möchte das Leben derer, die sie trifft, besser machen. Sie möchte die Gesellschaft nachhaltig verändern, sodass nachfolgende Generationen ein besseres Leben haben werden. Sie möchte Leute herausfordern. Die Gesellschaft herausfordern. Sie möchte dem Leben ins Antlitz blicken und nicht zurück." Wieder frei von mir übersetzt. 

I pulled out my journal and wrote down the following:

“I want to empower others. I want to make others think, question, and change society. I want to make life better for those I meet. I want to change society and improve life for those who come after me. I want to challenge people. I want to challenge society. I want to stare life in the face and not back down.”

Sind das nicht die grundlegenden Fragen, die sich jeder einmal stellt. Wer bin ICH? Und warum bin ICH hier? 

Ich möchte ebenfalls anderen Leuten helfen. Leuten, die sich wie ich in einer Lebenskrise befinden. Diesen Gedanken habe ich schon seit vielen Jahren, auch wenn meine Krise da erst in den Babyschuhen steckte. 

In den letzten Jahren haben viele Leute aus meinem Umkreis mir Ratschläge gegeben, weil sie dachten, sie wüssten es besser oder sie einfach meinem immer weiter wachsenden Elend nicht mehr länger stillschweigend zuschauen konnten. Aber da kam mir immer hinterher, nachdem ich den Gesprächsschwall habe über mich ergehen lassen, der Gedanke ,Was redest du da? Du kommst selbst nicht klar im Leben, es ist reines Chaos und du willst mir Tipps geben?'. Oder: Wenn jemand seinen Partner betrügt, egal ob Mann oder Frau, hat der- oder diejenige dann das recht mir Beziehungstipps zu geben? Man sieht doch wohin es bei dieser Person selbst geführt hat. 

Und das ist mein Problem. Wie soll ich anderen helfen, wenn ich selbst so hilflos bin. Wenn ich selbst nicht weiß, wie ich aus der Krise rauskomme. Ich kann natürlich anderen Leuten Ratschläge geben, aus dem, was ich in den vergangenen Monaten gelernt habe. Im Ratschläge geben bin ich ganz groß, so wie andere auch. Aber wenn ich es selbst schon nicht umsetze, ist es doch heuchlerisch, dass andere es tun sollen. 

Ich sollte erstmal selbst meine eigenen Ratschläge beherzigen bzw. selbst ausprobieren, bevor ich sie an andere weitergebe. Denn was nutzt es, dass ich jemandem erzähle, der kurz vorm burn out steht, was man tun bzw. nicht tun sollte, wenn ich selbst so erledigt bin, dass ich nur heulen könnte. Das ich wieder so schlecht aussehe, dass Kollegen mich schon darauf ansprechen. Und meine Müdigkeit trotz zig Stunden Schlaf nicht weggeht. Ich bin geistig wieder total erschöpft. Mein Gehirn hat einen Zettel an den Eingang gehängt mit der Aufschrift ,Out of order - This Brain is temporary not available'. 

Als ich letzte Woche eine Mail von der Yogaschule erhielt, dass die Ausbildung um 3 Monate nach hinten verschoben wird, weil es nicht genügend Teilnehmer gibt, war mein erster Gedanke: Dann musst du noch länger hierbleiben und in diesem Job ausharren, der mir nur noch ab und an Spaß macht. Und der zweite Gedanke war: Wie soll ich das nur aushalten.  😣 Leider wahr, denn in den letzten Wochen gehe ich direkt ins Bett, wenn ich nach Hause komme und die Schweinis gefüttert habe. 

Die Autorin hat sich, wie oben beschrieben, also wirklich hingesetzt und aufgeschrieben, was sie wirklich möchte von ihrem Leben. Sowas ist mir meistens zuviel Arbeit. Aber vielleicht sollte ich wirklich gründlich über mein Leben nachdenken, meinen Alltag hinterfragen und es ausprobieren. Einfach alles aufschreiben, was mir in den Sinn kommt. 

Bin ich glücklich? Klares Nein! 
Bin ich zufrieden? Auch Nein.
Will ich, dass mein Leben so weitergeht? Himmel, nein!!!! 

Momentan funktioniere ich wieder nur. So wie in den Jahren vor dem Zusammenbruch. Weitere Fragen kommen mir in den Sinn, immer öfter und öfter drängen sie in den Vordergrund, jetzt da mein Gehirn sich eine Auszeit nimmt und sie nicht mehr zurückhalten kann bzw. will. Fragen wie ,Ist das wirklich alles vom Leben, was ich jetzt habe?' ,Wird es immer so trist weitergehen?' Und oft ,Womit, zum Teufel, habe ich das eigentlich verdient, he??' (ja, ich weiß, dass es anderen viel schlechter geht!!!!). 

Ich habe in einem Ayurveda-Buch gelesen, dass man so oft wiedergeboren wird, bis man seine Lebensaufgaben, die einem gestellt werden, gemeistert hat. Und ich dachte, oh mein Gott, wie furchtbar waren dann meine Leben davor?!?! Und dann ,na toll, das wird also noch eine Weile so weitergehen? Als würde das eine Leben nicht reichen'. 

Dann habe ich mein Selbstmitleid beiseite geschoben und darüber nachgedacht, was wäre, wenn dies wirklich nur ein Leben in einer Reihe von Leben ist. Würde ich mich mit einer Angststörung und Depression im Mittelalter befinden, hätte ich mich wahrscheinlich umgebracht. Die Zeiten damals waren schon hart genug, auch ohne eine psychische Erkrankung. Oder andere hätten es getan. Mich vielleicht als Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Egal was, es hätte kein glückliches Ende genommen. 

Also habe ich doch wirklich ,Glück', dass ich mich in der heutigen Zeit befinde. In einer Zeit, in der man mir mit Medizin ein annehmbares Leben ermöglichen kann, eines ohne die starken, schlimmen Angstzustände und der alles überbordenden Hoffnungslosigkeit. Dass ich mich in einer der westlichen Industrienationen befinde, in denen ich das ,Glück' hatte aufzuwachsen. 

Heutzutage haben wir hier doch augenscheinlich alles, um unsere Träume zu leben. Ich kann innerhalb von 24 Stunden am anderen Ende der Welt sein und muss keine monatelange, beschwerliche Reise voller Gefahren auf mich nehmen, um dorthin zu gelangen. Wir haben den freien Willen, können so gesehen Tun und Lassen was wir wollen, müssen unser Leben nicht mehr aufs Spiel setzen, um in die eigene Freiheit zu gelangen, wir gehören niemandem, als nur uns selbst. 

So gesehen habe ich ideale Bedingungen dafür. Die Globalisierung schreitet voran, die Technik wird immer ausgereifter, so dass ich trotzdem auch in Kontakt mit meinen Lieben hier stehen, sie per Skype sogar live und in Farbe sehen und hören könnte. 

Wenn also jetzt nicht die richtige Zeit ist, um meine Träume zu leben, wann dann?

Denn egal, wie viele Leben ich auch haben mag, ich fange immer wieder bei Null an und die Zeit ist kurz und ich sollte sie nicht weiterhin mit selbstzugefügtem Leid vergeuden. 

http://hellogiggles.com/quarter-life-crisis-survive/2#read

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