Freiheit

Freiheit

Freitag, 15. April 2016

Hello again

Es ist nun schon eine Weile her, dass ich meinen letzten Blogpost hier verfasst habe. Und ich wünsche, ich könnte dir sagen, wie gut es mir geht. Dass mir die Sonne quasi aus dem Hintern scheint. Leider ist dem nicht so.

Es ging mir auch wirklich gut. Ich habe meine Yogalehrer - Ausbildung genossen und regelmäßig Yoga zu Hause gemacht. Jeden Sonntag gab ich Privatstunden für ein paar Freunde und Bekannte. Ich hatte endlich Zeit für mich. Konnte Sport machen und auch am Wochenende Unternehmungen.

Leider kommt nach so einem Hoch oftmals auch wieder ein Tief. Und genau das kam. Langsam, schleichend. Hat sich von hinten an mich angepirscht.

Auf der Arbeit wurde es immer unerträglicher. Nur Brüllerei. Meine Kollegin und ich sind nur noch auf Zehenspitzen um unseren Chef geschlichen. Sie hat es sehr passend beschrieben: Es ist, als würden wir auf einem Pulverfass sitzen, das jeden Moment wieder hochgehen kann. Als es mir gut ging, ist das alles noch relativ an mir abgeprallt. Die Arbeit war nicht mehr mein Mittelpunkt. Ich hatte ja jetzt ein Leben außerhalb des Jobs.

Leider musste ich auf Grund des hohen Arbeitsaufwands meine Stunden wieder von 30 auf 35 die Woche erhöhen, da ich mir dachte, dass ich auch dafür bezahlt werden kann, wenn ich sowieso schon andauernd Überstunden mache und mehr als Vollzeit arbeite. Als dann noch ein Kollege krank wurde und ich seine Arbeit aufs Auge gedrückt bekam - als Teilzeitkraft und ohne nachfragen, ob ich noch Kapazität habe oder nicht - ging es langsam aber sicher wieder bergab. Dazu noch das unangenehme Arbeitsklima mit meinem Chef und mein Schutzwall bröckelte Steinchen für Steinchen in sich zusammen.

Freizeit wurde wieder zum Luxusgut. 

Aber ich dachte, ich habe noch Reserven und fing eine Ausbildung zur Heilpraktikerin an, die jedes Wochenende stattfindet. Wie bestimmt schon erwähnt, bin ich äußerst masochistisch veranlagt. Anders kann ich es mir nicht erklären. 

Denn anstatt mir Ruhe und Entspannung zu gönnen, setzt ich noch einen drauf und mache mir noch Freizeitstress. Mein Hintergedanke war, dass ich zwei Jahre noch aushalten muss, dann hätte ich die Ausbildung beendet und könnte mich in einer Gemeinschaftspraxis als HP selbstständig machen. Aber zwei Jahre können echt lang werden, wenn du schon wieder in die Knie gezwungen wurdest. 

Und auch all meine Stress-Symptome kamen trotz täglicher Tablette wieder: 
Die Albträume. Die Schlaflosigkeit ab 03.00/03.30 Uhr jede Nacht, egal wann ich ins Bett gehe. Die Schwächegefühle in meinen Armen. Die Hitze, die mir durch die Arme bis in die Fingerspitzen schießt. Migräne an fast jedem Wochenende. Schmerzen auf der linken Seite im Brust- und Rückenbereich. Wenn ich frei habe, schlafe ich, da ich wieder so erschöpft bin. Oftmals komme ich von der Arbeit und gehe direkt ins Bett. Glücklicherweise habe ich bisher noch nicht die Angst wieder so stark, dass sie komplett meine Gedanken bestimmt und ich wie mit Scheuklappen nur noch auf sie fokussiert bin. 

Anfang diesen Jahres wurde es wieder so schlimm, dass ich dachte, ich müsste mich wieder krankschreiben lassen und in die Reha gehen. Die Wirkung der Tablette, die ich täglich morgens nehme, ließ nach. Anscheinend ist die Dosierung nicht mehr hoch genug, aber ich will nicht noch mehr Tabletten nehmen. Daher erhöhe ich die Dosierung nicht. 

Erna wohnt natürlich immer noch bei mir. Mit dem Ausziehen hat sie's nicht so. Dafür gefällt es ihr viel zu gut bei mir. Erna ist bei mir richtig aufgeblüht. Sie hat nun bei einem ihrer VHS Seniorenkurse einen älteren Herren kennengelernt. Er heißt Fred. Fred Frust. Sehr zu meinem Verdruß wohnt Fred nun quasi auch bei uns. Wie du dir vorstellen kannst, ist das Zusammenleben mit den beiden älteren Herrschaften nicht immer einfach. Aber dazu in einem anderen Blogpost mehr. 

Die HP Ausbildung habe ich erstmal auf Eis gelegt. Leider muss ich weiterhin bezahlen. Was nicht gerade wenig ist. Aber somit habe ich zumindest die Wochenenden wieder frei. Da ich die Yogalehrer - Ausbildung mit Zertifikat bestanden habe, gebe ich selbst nun Yoga - Workshops. Auch hierbei heißt es 'Gut Ding will Weil haben', denn leider etabliert sich die Teilnehmerzahl nur sehr schleppend. Ich muss mir natürlich erstmal einen Namen machen. Und da ich noch einen festen Job habe, ist es nicht so einfach nebenbei noch Yoga zu unterrichten. Zumindest unter der Woche. 

Was mir aber am meisten widerstrebt ist, dass ich keinen Spaß mehr habe. Mir ist nicht mehr zum Lachen oder zum Albern sein zumute ist. Von fröhlich sein ganz zu schweigen. Kennst du das? Wenn du dich so dumpf und müde fühlst, als wärst du in einer Wolke und bekommst alles um dich rum nur noch durch einen Schleier mit und nichts kommt richtig an dich ran. So fühle ich mich. Als würde mein Körper auf Sparflamme laufen. All meine Kraft geht wieder nur dafür drauf, dass ich meine Arbeit einigermaßen hinbekomme und für andere Dinge reicht sie leider nicht mehr aus. 

Ich frage mich, was nur mit mir passiert ist, dass ich so wurde. So unlustig. So verkrampft. So unglaublich müde. So sehr Stock-im-Arsch-mäßig. Denn so fühle ich mich. Ich meine, in dem Sektor, in dem ich arbeite, ist nicht viel Platz für Andersartigkeit, Freigeist und Kreativität. Und was nicht passt wird eben passend gemacht. Ich habe mich so sehr in diese Form gezwängt und gepresst, um dazuzugehören und reinzupassen, dass ich mich selbst so sehr verformt habe und ich nicht weiß, ob ich jemals wieder ich selbst sein werde.  

Wenn ich in den Spiegel schaue, blicken mir wieder zwei traurige Augen entgegen. Die Falten um meinen Mund werden immer tiefer und die Mundwinkel zeigen langsam aber sicher nach unten. Und das will ich nicht. Ich will es einfach nicht. Ich will nicht so kaputt sein. So fertig. So um jede Lebenslust beraubt. 

Ich will lachen bis mir die Tränen kommen. Singen bis ich heiser bin. Tanzen, so ausgelassen, dass mir schwindelig wird. Lieben bis die Schmetterlinge durch meinen ganzen Körper rasen. Und einfach genießen können. 

Um wieder ein bisschen zu mir selbst zu finden, gönne ich mir nun seit Anfang April einen Urlaub in Südafrika. Ganz allein. Ich kenne hier niemanden. Bin aber in ein Haus gezogen, in dem ich mit ca. 20 anderen Personen lebe. Und ich bin total begeistert!! Hier könnte ich es mir vorstellen den europäischen Winter zu verbringen, denn dann ist hier Sommer. Das wäre toll! Wenn ich weiterhin an meinen beiden weiteren beruflichen Standbeinen arbeite, hoffe ich, dass sich dieser Traum bald erfüllen wird. Seitdem ich hier bin sind auch die Alpträume und die Schmerzen weg. Ich schlafe zwar immer noch viel zu wenig, aber ich bin hier so entspannt, wie schon lange nicht mehr. 

Du fragst dich, ob ich Heimweh habe? Ehrlich gesagt - nein. Nicht mal einen Anflug von Heimweh. Dafür fühle ich mich zu gut hier. Und ich glaube, dass nur die Personen Heimweh haben, die ein richtiges 'Heim' haben. Die sich dort geborgen fühlen. Geliebt. Die jemanden haben, der auf sie wartet. Die nicht erst in die Ferne streifen müssen, um sich als Ganzes zu fühlen. Und um endlich nochmal glücklich zu sein. 

Was ich damit meine ist, dass es für mich keinen Unterschied macht, ob ich in meinem Heimatort bin oder hier. Ich sehe meine Familie auch nur alle paar Monate, wenn ich daheim bin und wir kommunizieren per WhatsApp. Daher könnte ich schon drei Monate am Stück hier bleiben auch ohne Heimweh. 

Hier habe ich mein eigenes Zimmer mit Bad und kann mich dorthin zurückziehen, wenn ich allein sein will. Ich kann aber auch in den Gemeinschafts- und Arbeitsraum gehen, wo alle sind, um zu essen, zu arbeiten oder zu quatschen. Und das fehlt mir zu Hause. Das Gemeinschaftsgefühl, das wir hier haben. Die gemeinsamen Unternehmungen. Das Beisammensein beim Arbeiten, Essen etc. 

Da ich leider in 2 Tagen wieder zurück nach Hause fliege und in 4 wieder arbeiten muss, merke ich, wie meine Stimmung wieder drastisch sinkt. Ich habe Magenprobleme und grübele wieder viel. Auch ziehe ich mich von den anderen Leuten um mich herum zurück. Ich hoffe, ich kann morgen wenigstens noch ein bisschen die Gedanken an zu Hause wegdrängen und den letzten Tag hier genießen. 




Hast du in letzter Zeit auch eine Krise durchgemacht? Wie bist du damit umgegangen? Hinterlass mir doch eine Nachricht in den Kommentaren. 

Mittwoch, 3. Juni 2015

Erna is back in da house

Erna habe ich in den letzten Monaten nur ab und an zu Gesicht bekommen. Wir brauchten wohl beide eine kleine Verschnaufpause voneinander, nachdem sie beim Rückflug aus Australien fast die ganze Zeit quasi auf meinem Schoss gesessen und mir vorgehalten hat, dass wir auch mit nem Schiff hätten fahren können, wäre ich bloß nicht so stur gewesen und hätte auf die vier Wochen in Melbourne bestanden. Eine hätte es schließlich auch getan, dann wären noch drei für die Rückreise übrig gewesen. Wir haben uns 30 Stunden am Stück bloß angezickt und waren beide ziemlich genervt voneinander und abgesehen von einer kleinen Stipvisite im März, hatte ich sie daher nicht oft gesehen. 

Zacharias blieb natürlich bei mir (das war bestimmt meine Strafe fürs Ungehorsamsein) und wir beide haben uns, sagen wir mal....... arrangiert. Ich komme nicht in seinen Tanzbereich, er kommt in meinen wie und wann es ihm passt. So ist er halt, der Herr Zacharias. Seitdem Erna Englisch lernt, hat er einen etwas sonderbaren Spleen entwickelt und denkt, er stamme von einem englischen Adels-Katzengeschlecht ab. Er reagiert nur noch, wenn man ihn mit ,Herr Zacharias' in einer leicht säuselnden Stimmlage anspricht und trinkt nun kein Wasser mehr, sondern nur noch Earl Grey Tee. Herabgekühlt auf Zimmertemperatur und garniert mit einer hauchdünnen Bio-Zitronenscheibe. Der Kater hat echt den Knall nicht gehört...... 

Aber zurück zu Erna. Wie gesagt, ich hatte sie länger nicht gesehen, umso überraschter war ich dann auch, als sie plötzlich vor zwei Wochen wie ein junger Wirbelwind wieder zur Tür hereingedüst kam. Und blieb. Ich war davon ausgegangen, dass sie auf einer ihrer Seniorenfahrten einen älteren Herren kennengelernt und ihm schöne Äuglein gemacht hat. Man (ich) glaubt es kaum, aber sie kann ganz charmant sein, das alte Mädchen. Gar recht kokett, wenn ich es in ihrer altmodischen Ausdrucksweise wiedergebe. Ich dachte, sie würde nur schnell frische Wäsche holen (die ich natürlich wasche) und würde sich wieder von dannen machen. Aber nein. Ich räumte gerade die Einkäufe in die Schränke, da schwang sie sich auf einen der roten Barhocker und ich spürte ihren Blick im Rücken. 

,,Ganz schön leichtfüßig für fast 90", sagte ich über meine Schulter zu ihr. ,,Da hat wohl jemand nochmal etwas Öl in dein Getriebe geschmiert." Ich war schlecht drauf und wollte sie provozieren. Morgens hatte ich mein kleines Schweini Coco einschläfern lassen müssen, weil sie beide Hinterbeinchen nicht mehr bewegen konnte und ich brauchte jemanden an dem ich meinen Frust auslassen konnte. Hätte ich mir denken können, dass Erna das nicht auf sich sitzen lassen würde und ich wappnete mich innerlich. Ich hatte den ganzen Tag die Vorboten der Angst gespürt - die Übelkeit, das Schwächegefühl in den Armen, das innere Zittern, die Kälte. 

Die Angst erfasste mich wie eine Flutwelle, schwappte über mich und sog mich in ihren Strudel. So stark, dass ich mich an der Anrichte festklammern musste, um nicht mit dem Gesicht geradewegs auf die Fliesen zu knallen. Übelkeit stieg in mir auf und ich würgte. Schön tief ein- und ausatmen. Es geht vorbei. Es geht wieder vorbei. Dieses Mantra wiederholte ich innerlich. 

Plötzlich stand Erna neben mir und ich machte mich auf den nächsten Schwung bereit, da zog sie mich plötzlich an sich und in ihre Arme. Ich war wie erstarrt. Stocksteif stand ich da, das Kinn auf ihrer Schulter, während sie mich in den Armen hielt und mir mit einer Hand über den Rücken streichelte. Ich fragte mich kurz, ob ich mir vielleicht doch den Kopf gestoßen und kurz das Bewusstsein verloren hatte. Da fing sie an zu summen und schließlich leise zu singen. Vielleicht hatte sie sich ja auch den Kopf gestoßen...... 

Das Lied kannte ich. Es heißt ,Zwei kleine Sterne' und ich kenne es in der Version von Heintje. Ja! Heintje!! Als Kind war ich ein großer Fan, hab meine Kassette hoch und runter gehört, seine Filme angeschaut und ich kann noch immer manche Lieder mitsingen. Die Lieder erinnern mich an meine Kindheit. An meine Großeltern. Manchmal, wenn ich traurig bin und meine Oma sehr sehr vermisse, höre ich mir die Lieder auf Youtube an. Auch diesmal blieb der Effekt von Erna's Gesang und diesem Lied nicht ohne Wirkung. Ich heulte wie ein Schlosshund. Wegen Coco, meinem kleinen Schweini. Wegen dem Todestag meiner Oma 3 Tage vorher. Und weil ich mich so allein fühlte. Ich weinte und weinte und weinte. Und es hat gutgetan. Es alles rauszulassen. Erna hielt mich im Arm und ließ mich weinen und das hat die Angst irgendwie erträglicher gemacht. 

Als ich dann nach einiger Zeit erschöpft schlafen ging, legte Erna sich neben mich. Was ich auf sonderbare Weise als tröstlich emfand. Seit ein paar Tagen hatte ich wieder Einschlafprobleme und auch in dieser Nacht fiel es mir schwer das Gedankenkarussell abzustellen. Nach unzähligen Malen des Umherdrehens war diesmal ich diejenige, die anfing zu singen. Ein Mantra. Und Erna hörte zu. 

Seit dieser Nacht ist Erna wieder da. Aber sie drängt sich nicht mit aller Macht auf, so wie früher, sondern ist vielmehr stiller Beobachter und wenn ich sie brauche, ist sie neben mir. Sie hat sogar Gefallen am Yoga gefunden und wir tüfteln gerade an einer gemeinsamen Idee. 

Angst ist nicht immer mein Feind. Manchmal zeigt sie mir auch, dass ich locker lassen muss und auch mal schwach sein darf. Den Schmerz und die Tränen rauslassen kann. Meine Welt wird nicht direkt von einer Angstphase verschlungen, wenn ich Gefühle zulasse. Die Angst beschützt mich vor Dingen und Personen, die mir ein komisches Gefühl verursachen und mit denen ich nichts zu tun haben will. 

Selbst bei Erna, der krankhaften Angst, weiß ich mittlerweile, dass sie phasenweise in mein Leben eintritt, aber das sie auch wieder geht. Und dass ich ihr dann bei ihren Besuchen nicht mehr so hilflos gegenüberstehe wie noch in 2013. Sicher, ich komme noch ins taumeln, wenn sie mir aus heiterem Himmel einen ihrer Spontanbesuche abstattet und mich unvorbereitet erwischt, aber ich falle nicht mehr so tief. Und so hart. Natürlich helfen mir die Tabletten. Und Yoga. Und all die anderen Dinge, die ich bereits in meinem Leben geändert habe. Sowie meine Träume und Pläne. 

Wahrscheinlich wird Erna immer Bestandteil meines Lebens bleiben. Soviel musste ich mir nach fast zwei Jahren mit ihr schon eingestehen. Aber ich will weiter an mir arbeiten, damit ich in naher Zukunft lerne auch ohne Tabletten mit ihr zu leben. 

Mit ihr. Und ihrem schrulligen Kater. 

Wir sind schon ein seltsames Gespann.......

Montag, 1. Juni 2015

Als die Farben meine Welt verließen..... und die Freude mitnahmen

Bald jährt sich der Jahrestag, der einen Wendepunkt in meinem Leben darstellt, zum zweiten Mal. Es war Freitag, der 14. Juni 2013. Es war der Beginn einer langen Leidensphase, die ich leider noch nicht ganz hinter mir lassen und abschließen konnte. Ich habe zwar vorher schon gelitten, aber was in den darauffolgenden Monaten kommen sollte, darauf war ich nicht im geringsten vorbereitet. Ich glaube auch, dass nichts jemanden wirklich darauf vorbereiten kann. 

Dieser 14.06.2013 war für mich der Tag, an dem die bunten Farben mein Leben verließen und die Freude mit sich nahmen. Die Depression ließ ihren Mantel fallen und alles in einem tristen Grau versinken und mit Einzug von Erna (meiner Angst) war kein Platz mehr für Freude, Glück oder Lachen. Als wäre ich in einen Kokon gewickelt, der mich umhüllt und alles nur noch gedämpft an mich herankommt. 

Auch heute noch fühle ich mich so, wenn ich schlechte Phasen habe. Es dringt in dieser Zeit nichts wirklich zu mir durch. Und ich bin so damit beschäftigt den Tag zu überstehen und nicht zusammenzuklappen, dass ich für nichts und niemand außer mir selbst Aufmerksamkeit und Zeit aufbringen kann. Ich stecke dann in meiner eigenen Welt, bin selbst mit überleben und nicht aufgeben beschäftigt, dass einfach kein Platz für andere da ist. Mein Blick ist nur auf mich gerichtet, als hätte ich Scheuklappen an. Was am Rande dieser Klappen geschieht, sehe ich nicht. Mein Blickfeld ist beschränkt und mein Körper ist damit beschäftigt nicht schlappzumachen, im Überlebensmodus und nur ich zähle. Mein Geist ist auf die Depression, Erschöpfung oder Angst fokussiert, je nachdem in welcher Phase ich gerade stecke. 

Und ich bin es so leid! Ich bin es leid eine krankhafte Angst zu haben, die mich plötzlich überfallen kann und aus dem Hinterhalt anspringt. Ich bin es leid, Tabletten nehmen zu müssen. Ich bin es leid, dass ich nach fast zwei Jahren noch immer nicht gesund bin. Aber am meisten bin ich es leid, dass ich noch immer in dem selbem Teufelskreis stecke wie vor zwei Jahren. Sprich nach wie vor nicht den Mut hatte etwas an meiner Situation zu ändern und mich davon und damit verbundenen Personen zu distanzieren, die mich krank machen. Weil ich einfach Angst hab. Und auch wieder sehr müde bin. 

Ich habe Träume. Nach wie vor. Aber was nutzen diese Träume, wenn ich sie nicht umsetze. Ich winde mich hin und her. Habe zwar schon ein paar Dinge in Gang gesetzt, die mir viel bedeuten und mir guttun, wie z.B. neue Leute kennenzulernen und meine Yogalehrer-Ausbildung anzufangen. Aber ich falle immer wieder zurück, da ich das, was ich momentan als Hauptgrund für die Hartnäckigkeit meiner Krankheit ansehe, nicht ändere. Und das ist mein Arbeitsumfeld. Ich drehe mich seit zwei Jahren im Kreis. Mache Fortschritte, falle aber immer wieder zurück, als wäre ich an ein Gummiband geschnallt, das mich an meinen ursprünglichen Platz zurückschnellen lässt, wenn ich mich zuweit entferne. 

In dem Buch ,Finde zu dir selbst zurück' von Dr. Mirriam Prieß steht der Satz ,,Wenn Sie nicht wollen, dann werden Sie nicht leben!" Ich finde dieser Satz trifft mitten ins Schwarze und bringt es auf den Punkt. Daher fragt euch ,,Will ich wirklich leben?" Mit allen Konsequenzen und mag der Weg an manchen Stellen noch so steil oder steinig sein? Leben bedeutet hier nicht nur, als körperliche Hülle zu existieren, sondern ein Dasein zu gestalten, dass mich glücklich macht und ausfüllt. 

Denkt einen Augenblick über die Antwort nach. Seid nicht zu vorschnell! Wichtig hierbei ist es ehrlich zu sein. Absolute, gnadenlose Ehrlichkeit zu euch selbst. Das ist der erste Schritt. 

Also, nochmal: 

Will ich wirklich leben? Ja, das will ich! Chacka!!! 

So weit, so gut. Weiter geht's: 

Will ich wirklich leben und trage die darauffolgenden Konsequenzen, so unbequem, hinderlich, rücksichtslos, egoistisch, hinterhältig und schlecht sie auch sein mögen? Tja, ähm.... Chac....Hm... Jein?!?! 

Und hier ist der Hund begraben. Alle wollen leben und möglichst so gut es eben nur geht. Nur die meisten möchten nichts dafür tun, was irgendwie unbequem ist und Risiken mit sich trägt. 

Viele wissen vielleicht gar nicht, dass sie in Wirklichkeit nicht leben, sondern nur vor sich hinvegetieren. Was für ein Glück sie doch haben. Meiner Meinung nach. Denn was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Wirkliche Qualen erleiden diejenigen, die es nur zu gut wissen und sich nur schwer damit abfinden bzw. sich eben nicht damit abfinden können, weil sie eben mehr wollen. Mehr als nur vegetieren bzw. existieren.

Weitere Fragen, die ich mir stellen kann, um herauszufinden, ob ich nur existiere, vor mich hinvegetiere oder schon lebe: 

Bin ich glücklich? 

Wenn ja - super!! Du kannst hier aufhören zu lesen (vielleicht hinterlässt du unten in den Kommentaren dein Rezept für ein glückliches Leben). 

Für alle anderen geht es hier weiter: 

Warum bin ich unglücklich (bspw. in meiner Ehe, in meiner Beziehung, in meinem Job, in meinem Leben)? 

Worunter leide ich am meisten? 

Was hindert mich daran etwas zu meinem Vorteil zu verändern? 

Warum habe ich aufgegeben? 

Wenn man bereits aufgegeben hat, dann kann man dies auch wieder ändern. In kleinen Schritten. Dazu muss ich aber ab und an innehalten und lauschen. Wer aber nicht mehr in sich hinein horcht, weil er Angst davor hat, was er dort hört und nur noch existiert, weil das halt Freunde, Verwandte und Nachbarn auch so machen, der hat verloren. 

Daher hört in euch selbst hinein, hört auf die innere Stimme. Nicht mit dem Teufelchen auf eurer Schulter verwechseln, das euch sagt, dass ihr wertlos seid o.ä., sondern die tiefere Stimme. Die, die aus euch selbst entspringt und euch wirklich kennt. Manche nennen sie Bauchgefühl, Seele oder die Stimme des Herzens. Macht diese positive Stimme zu eurem besten Freund. 

Natürlich ist es ein steiniger Weg. Ich selbst mache zwei Schritt vor und einen zurück. Und bin darüber nicht gerade glücklich, da es mir zu langsam geht. Aber mein Psychiater sagt, dass ich zwar einen Rückschritt mache, aber immerhin auch insgesamt einen nach vorne. Ich habe die falsche Sichtweise. Auch gefallen mir manche Dinge an mir ganz und gar nicht, die zu Tage kommen, wenn ich gnadenlos ehrlich zu mir selbst bin. In manchen Ansichten bin ich anscheinend nicht so offen und tolerant, wie ich es gern sein würde. 

Aber trotz der Rückschläge, Schmerzen und Tränen, der Dunkelkeit, die mich ab und an noch umgibt, habe ich doch auch wieder gute Tage. Kann lachen, essen und es einfach genießen am Leben zu sein. Denn ja, ich will leben. 

ICH! 

WILL!! 

LEBEN!!! 

Chacka!!! Jawoll, ja! 


Wo ist der Reset-Knopf für mein Leben

Anmerkung: Geschrieben schon im März 2015

Seit fast einem Monat habe ich nun wieder einen Durchhänger. Mal sehr freundlich ausgedrückt. Ich bin wieder mental und physisch so erschöpft, dass ich, wenn ich frei habe, wieder nur noch schlafe. Das macht mich unzufrieden, weil ich lieber etwas unternehmen würde, aber zu erschöpft dafür bin.

Wenn ich daran denke, dass es mir in Australien so gut ging und das gerade mal 6 Wochen her ist, kommt es mir vor, wie ein anderes Leben. Wie kann es sein, dass ich schon wieder so fix und fertig bin?!?! 

Letzte Woche Donnerstag hatte ich ein Gespräch mit meiner Therapeutin. Sie hat noch nie so Klartext mit mir gesprochen. Ich weiß zwar alles, was sie gesagt hat, aber dass sie es dann so geradeaus gesagt hat, hat mich dann doch nachdenklich, sehr sehr nachdenklich, gemacht. Es hat mir sehr zu Denken gegeben. Und ich denke eh schon viel, aber nun steigen kleine Rauchwölkchen aus meinem Kopf auf. Denn ich habe einfach keine Lösung für mein Problem. Und ich merke, wie mich das krank macht. Und ich habe Angst, dass sich daraus eine organische Krankheit entwickelt. 

Kurzfassung: Meine Therapeutin sagte, dass ich etwas ändern muss und zwar schnell. Denn so wie ich in letzter Zeit erzähle, klinge ich manchmal schon sehr verbittert. Und das ich aufpassen muss, dass ich nicht vollkommen verbittere. Das wäre zu schade um mich. 

Aber ich habe Angst. Angst vor Veränderungen. Angst davor das Falsche zu machen und die Entscheidung nicht rückgängig machen zu können. Ich weiß, dass vor allem mein Chef das Hauptproblem ist. Sein Verhalten uns gegenüber wird schlimmer und schlimmer. Und ich dachte wirklich nicht, dass das noch möglich ist. Aber er schafft es immer wieder in dieser Hinsicht mich zu überraschen. Es ist furchtbar. Zuckerbrot und Peitsche. Nur dass das Zuckerbrot immer weniger wird. 

Meine Kollegin hat es passend beschrieben: Es ist, als würden wir auf einem Pulverfass sitzen, dass jeden Moment wieder hochgehen kann. Fragen an ihn sind ein Drahtseilakt geworden, da ich gar nicht mehr einschätzen kann, wie er reagieren wird. Schreit er mich an, wird er blöd oder reagiert er normal?!
Wir dürfen nicht einen Termin ausmachen ohne seine Zustimmung. Keine Mail darf versendet werden ohne dass er sie freigegeben hat. Selbstbestimmtes Arbeiten ist etwas anderes. 

Und so wie die Zusammenarbeit, wenn man das überhaupt so nenne kann, momentan ist, besteht für mich keine Chance gesund zu werden. Sondern nur kranker. Immer mehr und mehr.

Er selbet registriert sein falsches Verhalten aber leider nicht mehr. Er ist mittlerweile abgehoben in Sphären, in denen er dies leider nicht mehr wahrnimmt. Früher war er Teil unseres Teams. Heute leider nicht mehr. Er bemerkt nicht, wie schlecht die Stimmung bei uns ist und das wir auf dem Zahnfleisch gehen. Meine Kollegin sagte, dass sie letztens sonntags heulend zu Hause saß, weil sie montags zur Arbeit musste. Gestern schrieb sie mir, dass ihr richtig schlecht ist, weil er da ist. Willkommen in meiner Welt. Da war ich auch an diesem Punkt. Schon mehrere Male. 

Er nimmt sich selbst als Maß aller Dinge, aber er ist auch Chef und kann sich vieles erlauben, was wir nicht können. Ich habe mittlerweile soviel Frust in mir, auch ihm gegenüber, ohne dass ich ihn rauslassen kann. Und das frisst mich auf. Aber auch Wut. Für wen oder was hält er sich, zum Teufel nochmal, dass er so mit uns bzw. mir umgeht?!?! Ich bin es so leid sein Fußabtreter zu sein!!! Ihn andauernd zu bedienen, sein Essen zu holen, private Dinge für ihn zu erledigen, wie z.B. seine Hochzeit zu organisieren (und dafür ein läbsches Essen ausgegeben zu bekommen), die Bürotür hinter ihm zu schließen, wenn er morgens reinkommt (er macht das nicht selbst. Einer von uns muss extra aufstehen und sie zumachen!!!!). 

Ich bin es so leid! Nicht, weil mir ein Zacken aus dem Krönchen fällt, weil ich o.g. Dinge mache, sondern weil nichts gut genug ist für ihn. Und wir als ,Dank' nur angebrüllt werden, sobald ihm irgendwas querkommt. Sogar, wenn Kollegen Fehler machen, bekommen wir es ab. Zu anderen ist es echt freundlich, aber die engsten seiner Mitarbeiter macht er rigoros und stetig runter. Da lässt er Dampf ab. 

Ich weiß, dass er auch viel Stress und Druck hat. Ich würde auch für kein Geld der Welt mit ihm tauschen wollen. Aber ich kann nicht dafür! Es ist nicht meine Schuld, dass er überlastet ist. Ich und auch meine Kollegin machen so gut wir können, um es ihm so recht wie möglich zu machen, aber da er zu einem absoluten Kontrollfreak mutiert ist, kann ihm auch keiner Arbeit abnehmen. 

Warum ich ihm das nicht einfach mal alles sage? Gute Frage. Die Antwort ist vielschichtig: 
Ich mag meinen Job. Wirklich. Auch wenn es sich oben nicht so anhört. Ich mag es, dass ich so mit vielen Menschen aus 14 Ländern zusammenarbeiten kann. Ich mag das organisieren von Konferenzen, Veranstaltungen und auch seine Termin- und Reiseplanungen. Und meine Kollegen. 

Aber vor allem habe ich zuviel Angst vor den Konsequenzen, wenn ich ihm einen Spiegel vorhalten würde, wie sein Verhalten ist. Er würde es nicht annehmen und mich spüren lassen, dass ich es gewagt habe ihm dies ins Gesicht zu sagen. Und zwar heftig. 

Und, fatalerweise, will ich nicht, dass er enttäuscht von mir ist. Wie krank ist das bitteschön?!?! Und er wäre enttäuscht. Und würde es als persönliche Beleidigung empfinden, wenn ich weggehen würde. Denn in seinen Augen sieht er nur die Dinge, die er für mich getan hat und wie verständnisvoll er war, als ich krank war. Wie gesagt, er kann auch nett sein. Und es hat auch Zeiten gegeben, da habe ich gerne für ihn gearbeitet. Da war er wirklich noch einer von uns. Und auch da war er schon Chef. 

Aber mittlerweile habe ich das Gefühl, dass sein Nettsein nur noch kalkül ist. Er weiß, wie er anfangs die Leute damit einfängt und an sich bindet. Und schon hat er sie an der Angel. Und wir kleinen Fische, mit Gehirnen so groß wie ne Erbse, hängen daran und zappeln uns einen ab. Wenn aber einer von uns es wagt mal gegen ihn aufzumucken, wie im Februar mein Kollege, rastet er aus mit Rumbrüllen, Türen knallen etc. Und was hat es meinem Kollegen gebracht - Nix. Gar NIX. 

Außerdem – was ist, wenn es anderswo noch schlimmer ist?!?! Was, wenn der neue Chef noch schlimmer ist? Die neuen Kollegen ätzend. Ich mich selbst total überschätze und eigentlich nicht viel drauf hab. Hier in meinem ,alten' Job beherrsche ich die zu erledigenden Tätigkeiten aus dem Effeff. Und ich verdiene gut, selbst mit einer 30-Stunden-Woche. 

Aber ich arbeite eh mehr. Ich habe wieder soviel seit Anfang letzten Jahres gearbeitet, dass ich nun geradewegs wieder in die Reha könnte. Und mich eine tiefe Verzweiflung packt, wenn ich an die vor mir liegenden Wochen denke. Ich bin zu müde, um mich hinzusetzen und eine Bewerbung zu schreiben. Und ich weiß nicht, ob ich in meinem momentanen Zustand es schaffen würde eine neue Stelle anzufangen.

Ich hab einfach Angst und ich weiß nicht, wie ich aus dem von mir selbst geschaffenen Teufelskreis wieder rauskommen soll. Und das Schlimme ist, ich weiß das alles und fühle mich trotzdem total ohnmächtig und hilflos und kann nichts daran ändern. 

Nur leider verfliegt so die Zeit. Und dieses Leben ist nunmal keine Demoversion von meinem ,richtigen' Leben, sondern es ist mein richtiges Leben. Und ich kann nicht einfach Reset drücken und die Zeit zurückdrehen. Oder wie beim Monopoly auf Start zurückkehren und alles nochmal von vorne beginnen. Inkl. einem netten Sümmchen an Startgeld. 

Dies ist mein Leben und soweit ich weiß ist dies auch mein einziges. Also, warum mache ich es mir so schwer und lebe nicht einfach so, wie ich es will. 

Weil ich Angst hab. 

Sonntag, 17. Mai 2015

Und die Welt dreht sich weiter

Eigentlich hätte heute vor vier Jahren meine Welt untergehen sollen. Daran hatte ich nie einen Zweifel. 
Aber das ist sie nicht. Sie ist nur bis in die Grundmauern erschüttert worden und ich baue sie heute noch Stück für Stück wieder auf. Aber sie dreht sich weiter und weiter und alles nimmt seinen Lauf, im gleichen Tempo. Ich habe sie in den Angeln gehalten, so fest gehalten, dass es mich eine fast übermenschliche Kraft gekostet hat und diese Anstrengung alles beisammenzuhalten, nichts fühlen zu müssen, mir und anderen vorzumachen, dass alles in Ordnung sei und alles zu unterdrücken, hat mich fast meine Gesundheit gekostet. Aber ich wollte nicht schwach sein. Ich wollte dir, mir und den Anderen beweisen, dass ich stark bin. Und das hat mich letztlich doch noch zu Fall gebracht. Und ich hab mich schwächer und hilfloser gefühlt, als jemals zuvor. Und du warst nicht da. Das erste Mal in meinem Leben, warst du, als ich dich so dringend gebraucht habe, nicht bei mir. Und ich fühlte mich so einsam und verlassen.

Ich sehe dieselben Leute. Tagein. Tagaus. Im Bus, in der Bahn, auf der Arbeit. Niemand bemerkt die riesige Wunde. Damals nicht. Und heute nicht. Dabei klafft ein riesiges Loch in meiner Brust, das ich spüren kann. Auch nach vier Jahren noch. Aber das Leben geht weiter. Jeder hat sein eigenes Päckchen zu tragen. Ist mit seinen eigenen Sorgen und Nöten beschäftigt. Dabei frage ich mich manchmal, wie ich so überhaupt existieren kann. Wie kann das Leben einfach weitergehen? Wie können die Menschen um mich herum lachen, essen und so tun, als sei nichts geschehen, wo du doch gestorben bist und bei mir nichts mehr so ist, wie es mal war. 

Vier Jahre - so kurz und doch so un-end-lich lang, dass es mir vorkommt, als wärest du schon Ewigkeiten fort. Und ich vermisse dich. Und doch fühlt sich dieses Wort - vermissen - nicht annähernd passend an. Zu klein dafür, was ich wirklich empfinde. Zu nichtig für den ganzen Schmerz, die Tränen und den Kummer. 

Man sagt, dass der Schmerz irgendwann nachlässt. Das mag stimmen. Aber dafür ist etwas anderes an seine Stelle getreten, das ich nicht richtig benennen kann. Und es ist schlimmer. Viel schlimmer. Es ist eine Leere, die du hinterlassen hast und sie kann nach wie vor durch nichts und niemanden gefüllt werden. Egal, wie viele neue Leute ich treffe, was ich auch unternehme, wie viel Yoga auch immer ich mache -  ich fühle diese Leere. 

Und du fehlst mir so sehr. Jeden einzelnen Tag. Ich hab dir vorgeschlagen, dass wir uns in meinen Träumen treffen, aber an solche Träume hatte ich nicht gedacht. Bei diesen Treffen lebst du und es ist schön, dich zu sehen. Für den ersten Moment. Aber ich weiß immer, dass du krank bist und sterben wirst und ich alles nochmal erleben muss. Und das macht die Träume so furchtbar. Und grausam. So schlimm, dass ich manchmal Angst habe, einzuschlafen. 

Und ich träume oft von dir. Fast jede Nacht. Manchmal, wenn ein Traum in seiner Heftigkeit besonders schlimm war, besucht mich in den Nächten danach ein alter Freund, den ich früher in der Schule kannte. Der aber auch schon lange tot ist. Mit 18 bei einem Motorradunfall verunglückt. Einmal sind wir miteinander im Bus gefahren. Ich bin eingestiegen und da war er. Ich hab mich wie selbstverständlich neben ihn gesetzt, er hat den Arm um mich gelegt, ich den Kopf an seine Schulter und wir haben stillschweigend nebeneinander gesessen. Wir reden nie. Aber das müssen wir auch nicht. Er tröstet mich - auch so. 

Aber ich werde nicht aufgeben. Ich kämpfe weiter. Auch wenn es manchmal unsagbar schwer ist. Ich möchte noch so viele Orte und Dinge auf dieser Welt sehen. Die Wale. Und das Polarlicht. So wie ich es dir versprochen habe. Und den Baikalsee. Weil du dir immer so gerne die Sendungen darüber im Fernsehen angeschaut hast. Mit deiner riesigen Sonnenbrille aus den Siebzigern auf der Nase. Wegen der Strahlen. 

Nacht, Ömschen. Schlaf gut. Dicker Kuss. Ich hab dich lieb. bis morgen früh! 


Song: If I ever leave this world behind von Flogging Molly 


IF I EVER LEAVE THIS WORLD ALIVE SONGTEXT

If I ever leave this world alive
I'll thank for all the things you did in my life
If I ever leave this world alive
I'll come back down and sit beside your feet tonight

Wherever I am, you'll always be
More than just a memory
If I ever leave this world alive

If I ever leave this world alive
I'll take on all the sadness that I left behind
If I ever leave this world alive
The madness that you feel will soon subside

So, in a word, don't shed a tear
I'll be here when it all gets weird
If I ever leave this world alive

So when in doubt, just call my name
Just before you go insane
If I ever leave this world, hey, I may never leave this world
But if I ever leave this world alive

She says I'm okay, I'm alright
Though you have gone from my life
You said that it would
Now everything should be all right

She says I'm okay, I'm alright
Though you have gone from my life
You said that it would
Now everything should be all right


Freitag, 3. April 2015

Van Morrison: Into the Mystic

Habe gerade dieses Lied von Van Morrison entdeckt und es geht mir unter die Haut 

Smell the sea and feel the sky
Let your soul and spirit fly


Into the Mystic



Hier ist der Text: 

We were born before the wind
Also younger than the sun
Ere the bonnie boat was won 
As we sailed into the mystic

Hark, now hear the sailors cry
Smell the sea and feel the sky
Let your soul and spirit fly
Into the mystic 

And when that fog horn blows 
I will be coming home, mmm mmm
And when the fog horn blows 
I want to hear it
I don't have to fear it

I wanna rock your gypsy soul
Just like way back in the days of old
Then magnificently we will float 
Into the mystic

When that fog horn blows 
You know I will be coming home
And when that fog horn whistle blows 
I gotta hear it
I don't have to fear it

And I wanna rock your gypsy soul
Just like way back in the days of old
And together we will float 
Into the mystic
Come on girl

Too late to stop now
Songwriters: MORRISON, VAN
Into The Mystic lyrics © Warner/Chappell Music, Inc.

Sonntag, 22. März 2015

Keep calm and do Yoga

Heute habe ich meine erste private Stunde als angehende Yoga-Lehrerin gegeben und ich muss gestehen - ich war aufgeregt. 

Durch das hohe Pfeifen meiner Meerschweinchen geweckt und gegen 7.30 Uhr endgültig aus dem Bett gescheucht (von der Tonlage her könnte man meinen, sie sind chronisch unterernährt) habe ich natürlich erstmal meine drei Weiber Schweinis und Fritzchen Schweini versorgt - ich frage mich oft, wo die den ganzen Salat hinstecken, denn trotz abendlicher Fütterung war heute Morgen alles ratzeputz weg - und habe auch mir selbst dann ein Frühstück gegönnt. Irgendwie habe ich dabei die Zeit etwas aus den Augen verloren.

Habe also gefrühstückt, dabei gelesen (ich liebe neuerdings Instagram!), mich danach langsam angezogen und gewaschen. Dann wollte ich in aller Ruhe mein Schlafzimmer in ein Yoga-,Studio' verwandeln und mich kurz mit ein paar Sonnengrüßen aufwärmen. Während ich also langsam jede Kerze einzeln aus dem Wohnzimmer ins größere Schlafzimmer trug und sie anzündete, fiel mein Blick auf die Uhr und ich dachte nur, dass diese wohl auch neue Batterien braucht und gestern Abend um 10.45 Uhr stehengeblieben ist. Ließ mich also nicht aus der Ruhe bringen. Erst als ich dann auf meinem iPad die Meditationsmusik anstellte, bemerkte ich, dass auch die Uhr - mittlerweile - 10.50 anzeigte und somit die vorherige Zeitanzeige korrekt war. 

Meine ,Schülerin' (aka Versuchsobjekt C.) wollte um 11 kommen und sie ist nicht für ihre Unpünktlichkeit bekannt. Da konnte ich auf einmal auch in schnell die Kerzen rübertragen, anzünden, Speedy-Gonzalez-mäßig staubsaugen, das Waschbecken im Badezimmer noch putzen und Matten, Decken und Kissen auslegen. Mein Schlafzimmer roch mittlerweile dank einer Duftkerze, die sich zwischen die anderen Kerzen geschmuggelt hatte, als wolle ich ihr eher eine Tantramassage, als eine Yoga-Stunde geben, so dass ich das Fenster nochmal aufriss und als ich dann gerade in den letzten Vorbereitungen der Getränke war, klingelte es auch schon. Aufgewärmt war ich also. Auch ganz ohne Sonnengruß. 

Und nach kurzem Geplauder mit dem wir uns beide auf den neusten Stand gebracht und über unsere Frisurpläne geredet haben (hey, wir sind Mädels!) ging es auf die Matte. Angefangen haben wir mit einem Anfangsmantra, danach ging es zum Sonnengruß. Für mich war es ganz neu, dass ich, während ich den Sonnengruß zeigte, auch laut die Ansagen machte. Das war gar nicht so einfach. Obwohl Frauen ja multitaskingfähig sind und ihnen nachgesagt wird, dass sie gerne quatschen, am liebsten mit anderen Frauen, war es doch nicht einfach das Reden, die Übung machen und atmen in Einklang zu bringen. 

Da wir beide nur zu zweit waren, konnte ich jede einzelne Stellung mit Versuchsperson C. durchgehen und nötigenfalls korrigieren. So vergingen letztendlich zwei Stunden (ja, wir haben auch zwischendurch mal auf der Matte gelegen und gelacht. Und gequatscht (Kommentar dazu: siehe oben). Zum Schluss gab es noch ein Mantra. Also hingesetzt und losgesungen. Denkste. 

Als ich dies vergangene Woche per WhatsApp ankündigte, dachte C. wohl noch, ich wolle sie verarschen und hat lachend die zugesendete Übungs-Lieddatei gelöscht. Dem war aber nicht so. Denn zum ganzheitlichen Yoga gehört nun auch mal ein Mantra. Ich muss dazu sagen, dass lautes Singen vor anderen Leuten bei mir auf der Beliebtheitsskala gleichkommt mit Tanzen. Und Tanzen = Spießrutenlaufen. Gut, dass ich das Mantra auf dem iPad hatte und leise im Hintergrund mitlaufen lassen konnte. Na gut, es war nicht ganz soo leise. Es war mittellaut. Ok, laut. Sehr laut. Quasi bis zum Anschlag aufgedreht. Also ,unsere-beiden-lieblichen-Stimmchen-haben-wir-selbst-kaum-gehört' laut. 

Was meine Nachbarn, die alle ältere Herrschaften sind, anfangs bestimmt verstört hat, denn solche Lautstärken sind sie von mir nicht gewohnt. Dabei sollten sie eigentlich dankbar sein, denn sie konnten somit unseren Gesang nicht hören, kein Glas ist zersprungen und der Nachbarshund verfiel nicht ins Jaulen bis er heiser war. 

Vielleicht sollte ich ihnen trotzdem besser nicht erzählen, dass C. nächsten Sonntag wieder zum Yoga kommen will.......