Freiheit

Freiheit

Montag, 14. Oktober 2013

Alles hat ein Ende


Der Tag, den ich vor fünf Wochen so herbeigesehnt habe, kam nun doch viel zu schnell - der Tag des Abschieds. Ich habe nicht gedacht, dass ich mich so schnell an all die fremden Leute gewöhne und es mir nun so schwerfällt jene wieder zu verlassen.  Diese zunächst Fremden, von denen manche mir nun näher sind als Freunde, die ich seit Jahren kenne. 

Die Höhen und Tiefen, die wir gemeinsam hier durchlebt haben, schweißen uns zusammen. Wir haben zugelassen, dass unser Gegenüber ein Stück in unser tiefstes Inneres blicken durfte, haben uns geöffnet und verletzlich gemacht, Dinge laut geäußert, die wir außerhalb dieser Klinikmauern nie laut auszusprechen gewagt haben. 

Wir haben zusammen gelacht und geweint, getanzt und gesungen, haben einander zugehört und konnten einfach wir selbst - authentisch - sein. Wir DURFTEN, ja wurden geradezu dazu aufgefordert, zu weinen, zu schreien, zu lachen, zu singen und zu tanzen. Oder gemeinsam die Stille zu genießen. Einfach sein. 
Authentisch sein - wie Kinder. Endlich nochmal nur ich selbst sein können. Ohne Maske, welche sich nach all den Jahren, in denen ich sie schon trage, wie eine zweite Haut angepasst hat und ich sie kaum noch bemerkt habe. 

Als Erwachsene werden wir durch Erfolgsdruck und Leistung oft in eine Depression und tiefe Erschöpfung getrieben und verlieren uns irgendwann selbst auf dem Weg zum Ziel. 

Hier habe ich gemerkt, wie wichtig es ist zu lernen wieder auf mein Bauchgefühl zu hören. Die Stimme in meinem Inneren, zu der ich im Laufe der Jahre das Vertrauen verloren habe. Stattdessen habe ich auf Außenstehende gehört, die rückblickend nicht immer nur mein Bestes wollten. Wieso fällt es mir also soviel leichter auf diese Leute zu hören, anstatt auf mich selbst, die einzige Person, die mich wirklich 100%ig kennt und mich niemals belügen und betrügen würde. Die nur mein Bestes will. 

Für alle, die dieses Gefühl kennen, habe ich ein Gedicht rausgesucht, das mich sehr bewegt und ich passend zu meiner momentanen Situation finde, denn ich wünsche mir selbst auch Zeit.
Zeit, um das hier Erlernte umzusetzen. Zeit, mich selbst wieder kennenzulernen und neue Wege zu beschreiten. Zeit, um mutig zu sein. Und vor allem Zeit, um geduldig mit mir selbst zu sein. 
Der erste Schritt ist getan..... 

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Ich wünsche dir Zeit

Ich wünsche dir nicht alle möglichen Gaben.
Ich wünsche dir nur, was die meisten nicht haben:
Ich wünsche dir Zeit, dich zu freun und zu lachen, und wenn du sie nützt, kannst du etwas draus machen.

Ich wünsche dir Zeit für dein Tun und dein Denken, nicht nur für dich selbst, sondern auch zum Verschenken.
Ich wünsche dir Zeit – nicht zum Hasten und Rennen, sondern die Zeit zum Zufriedenseinkönnen.

Ich wünsche dir Zeit – nicht nur so zum Vertreiben.
Ich wünsche, sie möge dir übrig bleiben als Zeit für das Staunen und Zeit für Vertraun, anstatt nach der Zeit auf der Uhr nur zu schaun.

Ich wünsche dir Zeit, nach den Sternen zu greifen, und Zeit, um zu wachsen, das heißt, um zu reifen.
Ich wünsche dir Zeit, neu zu hoffen, zu lieben.
Es hat keinen Sinn, diese Zeit zu verschieben.

Ich wünsche dir Zeit, zu dir selber zu finden, jeden Tag, jede Stunde als Glück zu empfinden.
Ich wünsche dir Zeit, auch um Schuld zu vergeben.
Ich wünsche dir: Zeit zu haben zum Leben!

Elli Michler   

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Freitag, 11. Oktober 2013

Ja, mir san mim Radl da


Heute ist mein letztes Entspannungsbad. Die beiden vergangenen Bäder gingen wirklich schon in diese Richtung. Das Licht war aus, mein einheitsgrüner Röstkastanien-Badezusatz war zugefügt und an das Ticken der Uhr gewöhnt man sich auch irgendwann. Vielleicht stumpfe ich mit der Zeit aber auch einfach nur ab....

Ganz draufgängerisch ließ ich mir noch etwas heißes Wasser einlaufen, halbwegs erwartend, dass dann blinkende Alarmsignale mit der Aufschrift ,Ungenehmigter Wasserverbrauch' aus der Decke abgelassen werden. 
Es blieb zu meinem Erstaunen jedoch ruhig..... 

Am Dienstag habe ich mit zwei Mitpatienten (oder soll ich lieber Mitinsassen sagen ;-)) eine Fahrradtour gemacht. 
Den Tipp eines erfahrenen Rennradfahrers (unter der Radhose keine Unterhose anziehen und alles gut eincremen) ignorierend, machten wir uns fröhlich auf die Umgebung zu erkunden. 
Wer nicht hört, muss ja bekanntlich fühlen. Und spätestens auf dem Rückweg scheuerte es an Stellen, auf die ich hier nicht näher eingehe. 

Zurück auf dem Zimmer, wollte ich den Rat dann nachträglich anwenden. Ich habe aber nur Summer Glow Cream dabei, die die Haut schön schimmern lässt. 
Da ich aber nicht will, dass mein Allerwertester unter der Bettdecke leuchtet wie das Hinterteil eines Pavians, leide ich tapfer ;-)