Freiheit

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Dienstag, 12. August 2014

Oh Käptain, mein Käptain

Robin Williams ist tot. Vermutlich Selbstmord. Er habe unter starken Depressionen gelitten, teilte seine Sprecherin mit. Obwohl ich nie die Ehre hatte, ihn persönlich kennenzulernen, hat mich die Nachricht seines Todes berührt. Ich bin traurig. Über den Tod einer Person, die ich nicht kannte, aber dessen Filme mich mein Leben lang begleitet haben. So viele Gedanken schwirren mir durch den Kopf, aber ich bekomme nur wenige zu fassen und kann sie niederschreiben.

Ich lese die vielen Artikel, die hinsichtlich seines Todes veröffentlicht wurden. Und die Kommentare darunter. Die meisten wohlwollend, aber auch einige, so absolut unsensibel und einfach nur unglaublich dumm. Obwohl wir im 21. Jahrhundert leben und Wissen für jedermann so einfach zugänglich ist, gibt es noch immer Ignoranten, die wirklich denken, eine Depression habe etwas mit einfachem deprimiert sein zu tun oder mal einen schlechten Tag haben.

Die Tragik, die hinter seinem Tod steckt, lässt mich hoffen, dass die Krankheit Depression nun auch bei den letzten Zweiflern als solche anerkannt wird - als Krankheit. Nicht ein Sinneswandel oder ein sich mal schlecht fühlen, sondern eine ernstzunehmende Krankheit, die auch, wie hier, Menschleben kostet.

Niemand, der gesund und glücklich ist, nimmt sich freiwillig das Leben. NIEMAND!

Es steckt ein langer Leidensweg dahinter, mit Höhen und unendlichen Tiefen. Deinen Gedanken, die dein bester Freund, aber auch schlimmster Feind sein können. Wie bekämpfst und besiegst du etwas, das in dir selbst entspringt. Du kannst nicht davonlaufen, dich nicht verstecken. Du kannst bis ans Ende der Welt flüchten, es wird dir nichts bringen. Du kannst mit dem Kopf gegen die Wand schlagen, dir die Arme blutig kratzen, schreien, bitten und betteln. Es wird sich nichts ändern, nicht weggehen. Denn es ist in Dir. Und bevor du nicht lernst, dich diesen eigenen inneren Dämonen zu
stellen und nicht mehr wegzulaufen, werden sie dich kriegen. Dich einholen. Immer und überall.

Und diese Krankheit kann jeden treffen - keiner kann sich  mit 100%er Garantie sicher sein, nicht einmal im Leben an einer Depression zu erkranken. Es ist egal, welche Hautfarbe man hat, ob arm oder reich, häßlich, hübsch, dick oder dünn, dumm oder intelligent. Es kann jeden treffen.

Wer denkt schon bei einem Komiker daran, dass er an Depressionen leidet. Er, der als Improvisationskünstler begonnen hat. Dessen täglich Brot es war, andere zum Lachen zu bringen.

Schon in seiner Alkohol- und Kokainsucht zeigte sich, wie verwundet seine Seele schon damals war. Er hat dazu gestanden, obwohl es für ihn, als Person des öffentlichen Lebens, sicher nicht einfach war, vor allem mit den Reaktionen zurechtzukommen, die sicher nicht alle wohlwollend waren.

Er, der gefeierte Hollywoodstar, dessen lustige Fassade erste Risse bekam und zeigte, dass sich noch
jemand anders dahinter verbarg. Jemand, der wusste, wie tief man fallen kann. Und wie viel Kraft es kostet immer wieder aufzustehen. Weiterzumachen. Gute Phasen zu haben. Und dann wieder schlechte. Zu lächeln, obwohl man weinen möchte. Durchzuhalten, obwohl die Reserven aufgebraucht sind. So zu tun, als würde man dazugehören.
Mit dieser, seiner letzten Tat, hat er gezeigt, wie groß die Verzweiflung wirklich war.
Der letzte Vorhang ist gefallen.

Und egal, wie breit das Lächeln deines Gegenüber auch sein mag, Du weißt nie was sich dahinter verbirgt.

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