Freiheit

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Sonntag, 17. August 2014

Kreativtage - Ton und Töne

Gestern und heute besuchte ich einen Kurs zum Thema Arbeiten mit Ton zu Musik, daher der Titel Ton und Töne. Wir waren eine Gruppe von fünf Frauen plus die Kunsttherapeutin, die den Kurs leitete. Ich war bereits letztes Jahr bei ihr zur Kunsttherapie und war auf der E-Mail-Liste, für diesen und weitere Kurse in diesem Jahr, die letzte Woche versendet wurde. Ich habe mich kurzfristig zur Teilnahme entschlossen, obwohl ich mir den Kurs eigentlich momentan gar nicht leisten kann. Aber der Gedanke ein kreatives Wochenende zu verbringen und auch neue Leute kennenzulernen, war zu verlockend, als dass ich dies ungenutzt verstreichen lassen konnte.

Nun, ich mag zwar mit Worten einigermaßen kreativ umgehen können, im Gestalterischen bin ich nicht so begabt. Mein sitzender Buddha sieht aus wie ein Gartenzwerg und mein Werk hat auch mehr Ähnlichkeit mit dem einer 6jährigen, als mit dem einer Erwachsenen. Aber die Erschaffung hat Spaß gemacht und nur darauf kommt es an. Dass ich als Maler oder Töpferin, würde ich meinen Lebensunterhalt davon bestreiten, schon bald am Hungertuch nagen würde, ist mir klar. Aber um meine neue Berufswahl ging es ja glücklicherweise nicht. 

Nach der Vorstellrunde ging es auch schon los. Am Anfang tat ich mich recht schwer und ich kam weder in den Rhythmus der Musik noch sprach der Ton zu mir, was er denn gerne werden möchte. 
Also wurde er eine runde Kugel. Der verpasste ich zu guter Letzt noch ein Loch und nannte sie ,,Das Ganze - nur mit Loch". Da sie aber so alleine war, gesellten sich nach und nach noch zwei weitere Kugeln, kleinere diesmal, dazu. Weiterhin verpasste ich allen Kugeln zu dem Loch auch noch ein individuelles Muster. Da ich das Meer liebe, habe ich auch noch Wellen aus Ton dargestellt (nicht so einfach wie es sich anhört) und nannte alles ,,Das unvollkommene Ganze 3.0 - nur mit Loch, aber im Flow". Die Kugeln stehen dabei als Ganzes, unvollkommenen sind sie, weil sie, durch ihre Muster und die Löcher, von anderen Kugeln abweichen und somit nicht der Norm entsprechen. Im Flow sind sie dennoch, weil sie auf der Welle reiten.

Während des Kurses sind bei mancher Teilnehmerin teilweise sehr starke Gefühle aufgetreten, nicht selten flossen Tränen bei der Entwicklung oder der Vorstellrunde der Stücke. Ich war bei der letzten gestrigen Vorstellrunde daher sehr erschöpft. Auch wenn bei mir keine Tränen geflossen sind, hat mich die Atmosphäre doch mehr aufgewühlt, als ich dachte. Ich bin zu Hause auch direkt ins Bett, hab noch ein paar Folgen TBBT geguckt, um auf andere Gedanken zu kommen und bin recht früh eingeschlafen. 

Heute Morgen war ich daher sehr früh wach. Da aber Sonntag ist, bin ich im Bett geblieben und nicht schon um 6.30 Uhr aufgestanden, sondern habe stattdessen vor mich hin gedöst.
Gegen acht Uhr bin ich dann aufgestanden, habe mir heißes Wasser gemacht und mein seit kurzem allmorgendliches Heißgetränk zubereitet (Ingwer und 2 Limettenscheiben übergossen mit heißem Wasser). Während mein Getränk abkühlte, habe ich schon begonnen verschiedene Yogaübungen zu 
machen, um den Tag zu begrüßen. Danach noch meine täglichen 5 Minuten Meditation mit einem 
Mantra und ich war äußerst beschwingt und bereit für den Tag. Ich habe Radio gehört, ein wenig sogar mitgetanzt, gefrühstückt, die Schweinis gefüttert, mich aufgehübscht und ab ging's.

Eine Frau aus meinem Kurs, die nicht so weit von mir entfernt wohnt, hat mich mitgenommen, sodass mir die aufwendige Bus- und Zugfahrt erspart blieb. Während der Autofahrt verwandelte sich meine 
Lebendigkeit aber in eine bleierne Müdigkeit und als ich beim Kurs ankam, hätte ich schon wieder schlafen können. Hatte diese kurzzeittige Vitalität am Morgen schon mein Kräfterepertoire für heute  
aufgebraucht?! Während der morgendlichen ersten Vorstellrunde schien es so. Ich war müde und absolut lust- und ahnungslos, was ich heute noch erstellen könnte. 

Aber sobald die Meditationsmusik anfing, fühlte ich mich so wohl, dass ich meine Schuhe auszog und mit nackten Füßen auf dem Holzboden stand, mit der Musik mitsummte und anfing mein Werk zu vollenden. Ich gab meinen einzelnen Elementen einen gemeinsamen Boden, einen Halt. Darauf kam noch mein Handabdruck, um dort etwas zu hinterlassen, was, egal was auch kommt, sich nicht 
ändern wird. Fingerabdrücke bleiben bestehen. Ein Leben lang. Hinzugefügt habe ich auch noch das Schriftzeichen Om, da ich immer mehr das Bedürfnis habe, mich als Yogalehrerin ausbilden zu lassen. 

Ein leichter Schutzwall, nicht hoch und an manchen Stellen so niedrig, dass man locker darüber steigen kann, umgibt das Ganze. Der Titel ,Happy Taleju - als Ganzes und im Flow" rundete mein Werk ab. Ich habe auch nichts mehr daran geändert und konnte in der restlichen Zeit die Musik auf mich wirken lassen, ohne aber weiterzuarbeiten. Es war komplett so. Fühlt sich richtig an. Rund. 

Teilweise war ich bei der ersten heutigen Schaffensphase so in mir selbst, dass ich gar nicht mehr dort oben in diesem Dachatelier war, sondern hier Zuhause in meinem pinken Zimmer. Nur nicht ausgestattet mit Gästebett und Schrank, sondern mit einem großen Tapeziertisch, den ich als Unterlage für mein künstlerisches Schaffen benutze. Ich hab mir in einem Tagtraum mein eigenes, kleines Atelier geschaffen. Fühlte sich sehr gut an.



Das Haus, oder eher gesagt, diese alte Villa, in dem der Kurs 
stattfand, hat mich so begeistert und in seinen Bann gezogen - hätte ich dort einziehen können, hätte ich es wohl gemacht. Tolle hohe, mit Stuck verzierte Decken. Raumhohe Fenster. Alter Parkettboden. Einfach soviel Charme, es ist unglaublich. Toller wildwuchs Garten dabei, in dem gestern und heute Bildhauerei Kurse stattfanden. Es ist eine tolle Atmosphäre in diesem Haus und jedesmal, wenn ich dieses Gebäude betrete, fühle ich mich wohler. 

Hätte ich ausreichende finanzielle Mittel, wäre ich schwer in Versuchung es zu kaufen. Ich würde einige Zimmer an Künstler vermieten, so dass immer Leben im Haus ist und einige Räume für mich privat behalten. Dort zukünftig dann Yogaunterricht für Jung und Alt anbieten. 

Ich sehe mich schon regelrecht auf dem Parkettboden sitzen, meine Asanas ausführen, während das Sonnenlicht durch die hohen Fenster fällt. Ein anderes geistiges Bild erscheint auf dem ich, in ein farbbekleckertes graues langes Hemd gehüllt, vor einer Staffelei bin und zu dröhnender Musik wild, wie ein verrückter Wissenschaftler, vor meinem Bild rumhüpfe und meiner Kreativität und Gefühlen einfach freien Lauf lasse. Aus mir raus gehe. Mich nicht mehr schäme und nichts zurückhalte. 

Ach, was wär das schön....... 

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