Freiheit

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Freitag, 15. April 2016

Hello again

Es ist nun schon eine Weile her, dass ich meinen letzten Blogpost hier verfasst habe. Und ich wünsche, ich könnte dir sagen, wie gut es mir geht. Dass mir die Sonne quasi aus dem Hintern scheint. Leider ist dem nicht so.

Es ging mir auch wirklich gut. Ich habe meine Yogalehrer - Ausbildung genossen und regelmäßig Yoga zu Hause gemacht. Jeden Sonntag gab ich Privatstunden für ein paar Freunde und Bekannte. Ich hatte endlich Zeit für mich. Konnte Sport machen und auch am Wochenende Unternehmungen.

Leider kommt nach so einem Hoch oftmals auch wieder ein Tief. Und genau das kam. Langsam, schleichend. Hat sich von hinten an mich angepirscht.

Auf der Arbeit wurde es immer unerträglicher. Nur Brüllerei. Meine Kollegin und ich sind nur noch auf Zehenspitzen um unseren Chef geschlichen. Sie hat es sehr passend beschrieben: Es ist, als würden wir auf einem Pulverfass sitzen, das jeden Moment wieder hochgehen kann. Als es mir gut ging, ist das alles noch relativ an mir abgeprallt. Die Arbeit war nicht mehr mein Mittelpunkt. Ich hatte ja jetzt ein Leben außerhalb des Jobs.

Leider musste ich auf Grund des hohen Arbeitsaufwands meine Stunden wieder von 30 auf 35 die Woche erhöhen, da ich mir dachte, dass ich auch dafür bezahlt werden kann, wenn ich sowieso schon andauernd Überstunden mache und mehr als Vollzeit arbeite. Als dann noch ein Kollege krank wurde und ich seine Arbeit aufs Auge gedrückt bekam - als Teilzeitkraft und ohne nachfragen, ob ich noch Kapazität habe oder nicht - ging es langsam aber sicher wieder bergab. Dazu noch das unangenehme Arbeitsklima mit meinem Chef und mein Schutzwall bröckelte Steinchen für Steinchen in sich zusammen.

Freizeit wurde wieder zum Luxusgut. 

Aber ich dachte, ich habe noch Reserven und fing eine Ausbildung zur Heilpraktikerin an, die jedes Wochenende stattfindet. Wie bestimmt schon erwähnt, bin ich äußerst masochistisch veranlagt. Anders kann ich es mir nicht erklären. 

Denn anstatt mir Ruhe und Entspannung zu gönnen, setzt ich noch einen drauf und mache mir noch Freizeitstress. Mein Hintergedanke war, dass ich zwei Jahre noch aushalten muss, dann hätte ich die Ausbildung beendet und könnte mich in einer Gemeinschaftspraxis als HP selbstständig machen. Aber zwei Jahre können echt lang werden, wenn du schon wieder in die Knie gezwungen wurdest. 

Und auch all meine Stress-Symptome kamen trotz täglicher Tablette wieder: 
Die Albträume. Die Schlaflosigkeit ab 03.00/03.30 Uhr jede Nacht, egal wann ich ins Bett gehe. Die Schwächegefühle in meinen Armen. Die Hitze, die mir durch die Arme bis in die Fingerspitzen schießt. Migräne an fast jedem Wochenende. Schmerzen auf der linken Seite im Brust- und Rückenbereich. Wenn ich frei habe, schlafe ich, da ich wieder so erschöpft bin. Oftmals komme ich von der Arbeit und gehe direkt ins Bett. Glücklicherweise habe ich bisher noch nicht die Angst wieder so stark, dass sie komplett meine Gedanken bestimmt und ich wie mit Scheuklappen nur noch auf sie fokussiert bin. 

Anfang diesen Jahres wurde es wieder so schlimm, dass ich dachte, ich müsste mich wieder krankschreiben lassen und in die Reha gehen. Die Wirkung der Tablette, die ich täglich morgens nehme, ließ nach. Anscheinend ist die Dosierung nicht mehr hoch genug, aber ich will nicht noch mehr Tabletten nehmen. Daher erhöhe ich die Dosierung nicht. 

Erna wohnt natürlich immer noch bei mir. Mit dem Ausziehen hat sie's nicht so. Dafür gefällt es ihr viel zu gut bei mir. Erna ist bei mir richtig aufgeblüht. Sie hat nun bei einem ihrer VHS Seniorenkurse einen älteren Herren kennengelernt. Er heißt Fred. Fred Frust. Sehr zu meinem Verdruß wohnt Fred nun quasi auch bei uns. Wie du dir vorstellen kannst, ist das Zusammenleben mit den beiden älteren Herrschaften nicht immer einfach. Aber dazu in einem anderen Blogpost mehr. 

Die HP Ausbildung habe ich erstmal auf Eis gelegt. Leider muss ich weiterhin bezahlen. Was nicht gerade wenig ist. Aber somit habe ich zumindest die Wochenenden wieder frei. Da ich die Yogalehrer - Ausbildung mit Zertifikat bestanden habe, gebe ich selbst nun Yoga - Workshops. Auch hierbei heißt es 'Gut Ding will Weil haben', denn leider etabliert sich die Teilnehmerzahl nur sehr schleppend. Ich muss mir natürlich erstmal einen Namen machen. Und da ich noch einen festen Job habe, ist es nicht so einfach nebenbei noch Yoga zu unterrichten. Zumindest unter der Woche. 

Was mir aber am meisten widerstrebt ist, dass ich keinen Spaß mehr habe. Mir ist nicht mehr zum Lachen oder zum Albern sein zumute ist. Von fröhlich sein ganz zu schweigen. Kennst du das? Wenn du dich so dumpf und müde fühlst, als wärst du in einer Wolke und bekommst alles um dich rum nur noch durch einen Schleier mit und nichts kommt richtig an dich ran. So fühle ich mich. Als würde mein Körper auf Sparflamme laufen. All meine Kraft geht wieder nur dafür drauf, dass ich meine Arbeit einigermaßen hinbekomme und für andere Dinge reicht sie leider nicht mehr aus. 

Ich frage mich, was nur mit mir passiert ist, dass ich so wurde. So unlustig. So verkrampft. So unglaublich müde. So sehr Stock-im-Arsch-mäßig. Denn so fühle ich mich. Ich meine, in dem Sektor, in dem ich arbeite, ist nicht viel Platz für Andersartigkeit, Freigeist und Kreativität. Und was nicht passt wird eben passend gemacht. Ich habe mich so sehr in diese Form gezwängt und gepresst, um dazuzugehören und reinzupassen, dass ich mich selbst so sehr verformt habe und ich nicht weiß, ob ich jemals wieder ich selbst sein werde.  

Wenn ich in den Spiegel schaue, blicken mir wieder zwei traurige Augen entgegen. Die Falten um meinen Mund werden immer tiefer und die Mundwinkel zeigen langsam aber sicher nach unten. Und das will ich nicht. Ich will es einfach nicht. Ich will nicht so kaputt sein. So fertig. So um jede Lebenslust beraubt. 

Ich will lachen bis mir die Tränen kommen. Singen bis ich heiser bin. Tanzen, so ausgelassen, dass mir schwindelig wird. Lieben bis die Schmetterlinge durch meinen ganzen Körper rasen. Und einfach genießen können. 

Um wieder ein bisschen zu mir selbst zu finden, gönne ich mir nun seit Anfang April einen Urlaub in Südafrika. Ganz allein. Ich kenne hier niemanden. Bin aber in ein Haus gezogen, in dem ich mit ca. 20 anderen Personen lebe. Und ich bin total begeistert!! Hier könnte ich es mir vorstellen den europäischen Winter zu verbringen, denn dann ist hier Sommer. Das wäre toll! Wenn ich weiterhin an meinen beiden weiteren beruflichen Standbeinen arbeite, hoffe ich, dass sich dieser Traum bald erfüllen wird. Seitdem ich hier bin sind auch die Alpträume und die Schmerzen weg. Ich schlafe zwar immer noch viel zu wenig, aber ich bin hier so entspannt, wie schon lange nicht mehr. 

Du fragst dich, ob ich Heimweh habe? Ehrlich gesagt - nein. Nicht mal einen Anflug von Heimweh. Dafür fühle ich mich zu gut hier. Und ich glaube, dass nur die Personen Heimweh haben, die ein richtiges 'Heim' haben. Die sich dort geborgen fühlen. Geliebt. Die jemanden haben, der auf sie wartet. Die nicht erst in die Ferne streifen müssen, um sich als Ganzes zu fühlen. Und um endlich nochmal glücklich zu sein. 

Was ich damit meine ist, dass es für mich keinen Unterschied macht, ob ich in meinem Heimatort bin oder hier. Ich sehe meine Familie auch nur alle paar Monate, wenn ich daheim bin und wir kommunizieren per WhatsApp. Daher könnte ich schon drei Monate am Stück hier bleiben auch ohne Heimweh. 

Hier habe ich mein eigenes Zimmer mit Bad und kann mich dorthin zurückziehen, wenn ich allein sein will. Ich kann aber auch in den Gemeinschafts- und Arbeitsraum gehen, wo alle sind, um zu essen, zu arbeiten oder zu quatschen. Und das fehlt mir zu Hause. Das Gemeinschaftsgefühl, das wir hier haben. Die gemeinsamen Unternehmungen. Das Beisammensein beim Arbeiten, Essen etc. 

Da ich leider in 2 Tagen wieder zurück nach Hause fliege und in 4 wieder arbeiten muss, merke ich, wie meine Stimmung wieder drastisch sinkt. Ich habe Magenprobleme und grübele wieder viel. Auch ziehe ich mich von den anderen Leuten um mich herum zurück. Ich hoffe, ich kann morgen wenigstens noch ein bisschen die Gedanken an zu Hause wegdrängen und den letzten Tag hier genießen. 




Hast du in letzter Zeit auch eine Krise durchgemacht? Wie bist du damit umgegangen? Hinterlass mir doch eine Nachricht in den Kommentaren. 

Montag, 1. Juni 2015

Als die Farben meine Welt verließen..... und die Freude mitnahmen

Bald jährt sich der Jahrestag, der einen Wendepunkt in meinem Leben darstellt, zum zweiten Mal. Es war Freitag, der 14. Juni 2013. Es war der Beginn einer langen Leidensphase, die ich leider noch nicht ganz hinter mir lassen und abschließen konnte. Ich habe zwar vorher schon gelitten, aber was in den darauffolgenden Monaten kommen sollte, darauf war ich nicht im geringsten vorbereitet. Ich glaube auch, dass nichts jemanden wirklich darauf vorbereiten kann. 

Dieser 14.06.2013 war für mich der Tag, an dem die bunten Farben mein Leben verließen und die Freude mit sich nahmen. Die Depression ließ ihren Mantel fallen und alles in einem tristen Grau versinken und mit Einzug von Erna (meiner Angst) war kein Platz mehr für Freude, Glück oder Lachen. Als wäre ich in einen Kokon gewickelt, der mich umhüllt und alles nur noch gedämpft an mich herankommt. 

Auch heute noch fühle ich mich so, wenn ich schlechte Phasen habe. Es dringt in dieser Zeit nichts wirklich zu mir durch. Und ich bin so damit beschäftigt den Tag zu überstehen und nicht zusammenzuklappen, dass ich für nichts und niemand außer mir selbst Aufmerksamkeit und Zeit aufbringen kann. Ich stecke dann in meiner eigenen Welt, bin selbst mit überleben und nicht aufgeben beschäftigt, dass einfach kein Platz für andere da ist. Mein Blick ist nur auf mich gerichtet, als hätte ich Scheuklappen an. Was am Rande dieser Klappen geschieht, sehe ich nicht. Mein Blickfeld ist beschränkt und mein Körper ist damit beschäftigt nicht schlappzumachen, im Überlebensmodus und nur ich zähle. Mein Geist ist auf die Depression, Erschöpfung oder Angst fokussiert, je nachdem in welcher Phase ich gerade stecke. 

Und ich bin es so leid! Ich bin es leid eine krankhafte Angst zu haben, die mich plötzlich überfallen kann und aus dem Hinterhalt anspringt. Ich bin es leid, Tabletten nehmen zu müssen. Ich bin es leid, dass ich nach fast zwei Jahren noch immer nicht gesund bin. Aber am meisten bin ich es leid, dass ich noch immer in dem selbem Teufelskreis stecke wie vor zwei Jahren. Sprich nach wie vor nicht den Mut hatte etwas an meiner Situation zu ändern und mich davon und damit verbundenen Personen zu distanzieren, die mich krank machen. Weil ich einfach Angst hab. Und auch wieder sehr müde bin. 

Ich habe Träume. Nach wie vor. Aber was nutzen diese Träume, wenn ich sie nicht umsetze. Ich winde mich hin und her. Habe zwar schon ein paar Dinge in Gang gesetzt, die mir viel bedeuten und mir guttun, wie z.B. neue Leute kennenzulernen und meine Yogalehrer-Ausbildung anzufangen. Aber ich falle immer wieder zurück, da ich das, was ich momentan als Hauptgrund für die Hartnäckigkeit meiner Krankheit ansehe, nicht ändere. Und das ist mein Arbeitsumfeld. Ich drehe mich seit zwei Jahren im Kreis. Mache Fortschritte, falle aber immer wieder zurück, als wäre ich an ein Gummiband geschnallt, das mich an meinen ursprünglichen Platz zurückschnellen lässt, wenn ich mich zuweit entferne. 

In dem Buch ,Finde zu dir selbst zurück' von Dr. Mirriam Prieß steht der Satz ,,Wenn Sie nicht wollen, dann werden Sie nicht leben!" Ich finde dieser Satz trifft mitten ins Schwarze und bringt es auf den Punkt. Daher fragt euch ,,Will ich wirklich leben?" Mit allen Konsequenzen und mag der Weg an manchen Stellen noch so steil oder steinig sein? Leben bedeutet hier nicht nur, als körperliche Hülle zu existieren, sondern ein Dasein zu gestalten, dass mich glücklich macht und ausfüllt. 

Denkt einen Augenblick über die Antwort nach. Seid nicht zu vorschnell! Wichtig hierbei ist es ehrlich zu sein. Absolute, gnadenlose Ehrlichkeit zu euch selbst. Das ist der erste Schritt. 

Also, nochmal: 

Will ich wirklich leben? Ja, das will ich! Chacka!!! 

So weit, so gut. Weiter geht's: 

Will ich wirklich leben und trage die darauffolgenden Konsequenzen, so unbequem, hinderlich, rücksichtslos, egoistisch, hinterhältig und schlecht sie auch sein mögen? Tja, ähm.... Chac....Hm... Jein?!?! 

Und hier ist der Hund begraben. Alle wollen leben und möglichst so gut es eben nur geht. Nur die meisten möchten nichts dafür tun, was irgendwie unbequem ist und Risiken mit sich trägt. 

Viele wissen vielleicht gar nicht, dass sie in Wirklichkeit nicht leben, sondern nur vor sich hinvegetieren. Was für ein Glück sie doch haben. Meiner Meinung nach. Denn was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Wirkliche Qualen erleiden diejenigen, die es nur zu gut wissen und sich nur schwer damit abfinden bzw. sich eben nicht damit abfinden können, weil sie eben mehr wollen. Mehr als nur vegetieren bzw. existieren.

Weitere Fragen, die ich mir stellen kann, um herauszufinden, ob ich nur existiere, vor mich hinvegetiere oder schon lebe: 

Bin ich glücklich? 

Wenn ja - super!! Du kannst hier aufhören zu lesen (vielleicht hinterlässt du unten in den Kommentaren dein Rezept für ein glückliches Leben). 

Für alle anderen geht es hier weiter: 

Warum bin ich unglücklich (bspw. in meiner Ehe, in meiner Beziehung, in meinem Job, in meinem Leben)? 

Worunter leide ich am meisten? 

Was hindert mich daran etwas zu meinem Vorteil zu verändern? 

Warum habe ich aufgegeben? 

Wenn man bereits aufgegeben hat, dann kann man dies auch wieder ändern. In kleinen Schritten. Dazu muss ich aber ab und an innehalten und lauschen. Wer aber nicht mehr in sich hinein horcht, weil er Angst davor hat, was er dort hört und nur noch existiert, weil das halt Freunde, Verwandte und Nachbarn auch so machen, der hat verloren. 

Daher hört in euch selbst hinein, hört auf die innere Stimme. Nicht mit dem Teufelchen auf eurer Schulter verwechseln, das euch sagt, dass ihr wertlos seid o.ä., sondern die tiefere Stimme. Die, die aus euch selbst entspringt und euch wirklich kennt. Manche nennen sie Bauchgefühl, Seele oder die Stimme des Herzens. Macht diese positive Stimme zu eurem besten Freund. 

Natürlich ist es ein steiniger Weg. Ich selbst mache zwei Schritt vor und einen zurück. Und bin darüber nicht gerade glücklich, da es mir zu langsam geht. Aber mein Psychiater sagt, dass ich zwar einen Rückschritt mache, aber immerhin auch insgesamt einen nach vorne. Ich habe die falsche Sichtweise. Auch gefallen mir manche Dinge an mir ganz und gar nicht, die zu Tage kommen, wenn ich gnadenlos ehrlich zu mir selbst bin. In manchen Ansichten bin ich anscheinend nicht so offen und tolerant, wie ich es gern sein würde. 

Aber trotz der Rückschläge, Schmerzen und Tränen, der Dunkelkeit, die mich ab und an noch umgibt, habe ich doch auch wieder gute Tage. Kann lachen, essen und es einfach genießen am Leben zu sein. Denn ja, ich will leben. 

ICH! 

WILL!! 

LEBEN!!! 

Chacka!!! Jawoll, ja! 


Wo ist der Reset-Knopf für mein Leben

Anmerkung: Geschrieben schon im März 2015

Seit fast einem Monat habe ich nun wieder einen Durchhänger. Mal sehr freundlich ausgedrückt. Ich bin wieder mental und physisch so erschöpft, dass ich, wenn ich frei habe, wieder nur noch schlafe. Das macht mich unzufrieden, weil ich lieber etwas unternehmen würde, aber zu erschöpft dafür bin.

Wenn ich daran denke, dass es mir in Australien so gut ging und das gerade mal 6 Wochen her ist, kommt es mir vor, wie ein anderes Leben. Wie kann es sein, dass ich schon wieder so fix und fertig bin?!?! 

Letzte Woche Donnerstag hatte ich ein Gespräch mit meiner Therapeutin. Sie hat noch nie so Klartext mit mir gesprochen. Ich weiß zwar alles, was sie gesagt hat, aber dass sie es dann so geradeaus gesagt hat, hat mich dann doch nachdenklich, sehr sehr nachdenklich, gemacht. Es hat mir sehr zu Denken gegeben. Und ich denke eh schon viel, aber nun steigen kleine Rauchwölkchen aus meinem Kopf auf. Denn ich habe einfach keine Lösung für mein Problem. Und ich merke, wie mich das krank macht. Und ich habe Angst, dass sich daraus eine organische Krankheit entwickelt. 

Kurzfassung: Meine Therapeutin sagte, dass ich etwas ändern muss und zwar schnell. Denn so wie ich in letzter Zeit erzähle, klinge ich manchmal schon sehr verbittert. Und das ich aufpassen muss, dass ich nicht vollkommen verbittere. Das wäre zu schade um mich. 

Aber ich habe Angst. Angst vor Veränderungen. Angst davor das Falsche zu machen und die Entscheidung nicht rückgängig machen zu können. Ich weiß, dass vor allem mein Chef das Hauptproblem ist. Sein Verhalten uns gegenüber wird schlimmer und schlimmer. Und ich dachte wirklich nicht, dass das noch möglich ist. Aber er schafft es immer wieder in dieser Hinsicht mich zu überraschen. Es ist furchtbar. Zuckerbrot und Peitsche. Nur dass das Zuckerbrot immer weniger wird. 

Meine Kollegin hat es passend beschrieben: Es ist, als würden wir auf einem Pulverfass sitzen, dass jeden Moment wieder hochgehen kann. Fragen an ihn sind ein Drahtseilakt geworden, da ich gar nicht mehr einschätzen kann, wie er reagieren wird. Schreit er mich an, wird er blöd oder reagiert er normal?!
Wir dürfen nicht einen Termin ausmachen ohne seine Zustimmung. Keine Mail darf versendet werden ohne dass er sie freigegeben hat. Selbstbestimmtes Arbeiten ist etwas anderes. 

Und so wie die Zusammenarbeit, wenn man das überhaupt so nenne kann, momentan ist, besteht für mich keine Chance gesund zu werden. Sondern nur kranker. Immer mehr und mehr.

Er selbet registriert sein falsches Verhalten aber leider nicht mehr. Er ist mittlerweile abgehoben in Sphären, in denen er dies leider nicht mehr wahrnimmt. Früher war er Teil unseres Teams. Heute leider nicht mehr. Er bemerkt nicht, wie schlecht die Stimmung bei uns ist und das wir auf dem Zahnfleisch gehen. Meine Kollegin sagte, dass sie letztens sonntags heulend zu Hause saß, weil sie montags zur Arbeit musste. Gestern schrieb sie mir, dass ihr richtig schlecht ist, weil er da ist. Willkommen in meiner Welt. Da war ich auch an diesem Punkt. Schon mehrere Male. 

Er nimmt sich selbst als Maß aller Dinge, aber er ist auch Chef und kann sich vieles erlauben, was wir nicht können. Ich habe mittlerweile soviel Frust in mir, auch ihm gegenüber, ohne dass ich ihn rauslassen kann. Und das frisst mich auf. Aber auch Wut. Für wen oder was hält er sich, zum Teufel nochmal, dass er so mit uns bzw. mir umgeht?!?! Ich bin es so leid sein Fußabtreter zu sein!!! Ihn andauernd zu bedienen, sein Essen zu holen, private Dinge für ihn zu erledigen, wie z.B. seine Hochzeit zu organisieren (und dafür ein läbsches Essen ausgegeben zu bekommen), die Bürotür hinter ihm zu schließen, wenn er morgens reinkommt (er macht das nicht selbst. Einer von uns muss extra aufstehen und sie zumachen!!!!). 

Ich bin es so leid! Nicht, weil mir ein Zacken aus dem Krönchen fällt, weil ich o.g. Dinge mache, sondern weil nichts gut genug ist für ihn. Und wir als ,Dank' nur angebrüllt werden, sobald ihm irgendwas querkommt. Sogar, wenn Kollegen Fehler machen, bekommen wir es ab. Zu anderen ist es echt freundlich, aber die engsten seiner Mitarbeiter macht er rigoros und stetig runter. Da lässt er Dampf ab. 

Ich weiß, dass er auch viel Stress und Druck hat. Ich würde auch für kein Geld der Welt mit ihm tauschen wollen. Aber ich kann nicht dafür! Es ist nicht meine Schuld, dass er überlastet ist. Ich und auch meine Kollegin machen so gut wir können, um es ihm so recht wie möglich zu machen, aber da er zu einem absoluten Kontrollfreak mutiert ist, kann ihm auch keiner Arbeit abnehmen. 

Warum ich ihm das nicht einfach mal alles sage? Gute Frage. Die Antwort ist vielschichtig: 
Ich mag meinen Job. Wirklich. Auch wenn es sich oben nicht so anhört. Ich mag es, dass ich so mit vielen Menschen aus 14 Ländern zusammenarbeiten kann. Ich mag das organisieren von Konferenzen, Veranstaltungen und auch seine Termin- und Reiseplanungen. Und meine Kollegen. 

Aber vor allem habe ich zuviel Angst vor den Konsequenzen, wenn ich ihm einen Spiegel vorhalten würde, wie sein Verhalten ist. Er würde es nicht annehmen und mich spüren lassen, dass ich es gewagt habe ihm dies ins Gesicht zu sagen. Und zwar heftig. 

Und, fatalerweise, will ich nicht, dass er enttäuscht von mir ist. Wie krank ist das bitteschön?!?! Und er wäre enttäuscht. Und würde es als persönliche Beleidigung empfinden, wenn ich weggehen würde. Denn in seinen Augen sieht er nur die Dinge, die er für mich getan hat und wie verständnisvoll er war, als ich krank war. Wie gesagt, er kann auch nett sein. Und es hat auch Zeiten gegeben, da habe ich gerne für ihn gearbeitet. Da war er wirklich noch einer von uns. Und auch da war er schon Chef. 

Aber mittlerweile habe ich das Gefühl, dass sein Nettsein nur noch kalkül ist. Er weiß, wie er anfangs die Leute damit einfängt und an sich bindet. Und schon hat er sie an der Angel. Und wir kleinen Fische, mit Gehirnen so groß wie ne Erbse, hängen daran und zappeln uns einen ab. Wenn aber einer von uns es wagt mal gegen ihn aufzumucken, wie im Februar mein Kollege, rastet er aus mit Rumbrüllen, Türen knallen etc. Und was hat es meinem Kollegen gebracht - Nix. Gar NIX. 

Außerdem – was ist, wenn es anderswo noch schlimmer ist?!?! Was, wenn der neue Chef noch schlimmer ist? Die neuen Kollegen ätzend. Ich mich selbst total überschätze und eigentlich nicht viel drauf hab. Hier in meinem ,alten' Job beherrsche ich die zu erledigenden Tätigkeiten aus dem Effeff. Und ich verdiene gut, selbst mit einer 30-Stunden-Woche. 

Aber ich arbeite eh mehr. Ich habe wieder soviel seit Anfang letzten Jahres gearbeitet, dass ich nun geradewegs wieder in die Reha könnte. Und mich eine tiefe Verzweiflung packt, wenn ich an die vor mir liegenden Wochen denke. Ich bin zu müde, um mich hinzusetzen und eine Bewerbung zu schreiben. Und ich weiß nicht, ob ich in meinem momentanen Zustand es schaffen würde eine neue Stelle anzufangen.

Ich hab einfach Angst und ich weiß nicht, wie ich aus dem von mir selbst geschaffenen Teufelskreis wieder rauskommen soll. Und das Schlimme ist, ich weiß das alles und fühle mich trotzdem total ohnmächtig und hilflos und kann nichts daran ändern. 

Nur leider verfliegt so die Zeit. Und dieses Leben ist nunmal keine Demoversion von meinem ,richtigen' Leben, sondern es ist mein richtiges Leben. Und ich kann nicht einfach Reset drücken und die Zeit zurückdrehen. Oder wie beim Monopoly auf Start zurückkehren und alles nochmal von vorne beginnen. Inkl. einem netten Sümmchen an Startgeld. 

Dies ist mein Leben und soweit ich weiß ist dies auch mein einziges. Also, warum mache ich es mir so schwer und lebe nicht einfach so, wie ich es will. 

Weil ich Angst hab. 

Sonntag, 19. Oktober 2014

Morgens halb 7 in Deutschland

Guten Morgen, liebe Sorgen, seid ihr auch schon wieder da. Habt ihr auch so gut geschlafen. Na, dann ist ja alles klar! 
(Lied von Jürgen von der Lippe) 

Zeit zum Aufstehen. Erna ist wie gesagt schon ne ganze Weile da. Verfolgt mich in den Schlaf und triezt mich auch dort so lange, bis ich endlich, wie durch einen Faustschlag in den Magen, freiwillig aufwache. Und das nun jeden Morgen seit Monaten. Schön ist anders. 

Wenn mein Magen und die Angst sich soweit beruhigt haben, dass ich mich aus dem Bett hieven kann, schlingt von hinten die Depression ihre Klauen um mich. Schmiegt sich an mich wie eine Geliebte und raunt mir verführerisch ins Ohr:,,Bleib hier! Leg dich wieder hin! Komm zu mir! Hier ist es doch viel kuscheliger und wärmer, als draußen. 
Lass dich fallen und versinke in meiner Tiefe des Vergessens. Draußen ist alles wie immer. Grau und trist. Es ändert sich nichts. Niemals. Alles wird so bleiben. Trostlos und leer. Wozu überhaupt aufstehen. Ist die Mühe nicht wert. Bleib lieber hier!" 

Es ist schon sehr verlockend, dieses Angebot. Während ich schon überlege, welche Entschuldigung ich vorbringen könnte, um doch nicht aufzustehen, flüstert sie weiter in mein Ohr und meine Augen werden schwer. So einfach, es wäre so einfach nachzugeben. Nur heute. Einfach wieder in den Schlaf driften und vergessen. Nur dieses eine Mal. Morgen stehe ich auf. Bestimmt

Wie durch einen Wattebausch höre ich die Depression weiter auf mich einreden. 
,,Lass dich fallen. Versinke. Es wartet eh nichts und niemand draußen auf dich." 

Plötzlich bin ich hellwach und drehe mich zu ihr um. Ärger und Wut pumpen durch meine Venen. Die Depression sieht mich mit schreckensweiten Augen an. Sowas ist sie von mir nicht gewöhnt. Aber ich fange gerade erst an und packe sie am Schlawittchen. 
,,Jetzt paß mal auf, du blöde Kuh! Es mag ja sein, dass da draußen nichts und niemand auf mich wartet. Hier drin aber auch nicht. Ich habe genug Zeit hier bei dir verbracht und gehofft, dass sich von selbst alles ändert und zum Besseren wendet. Und nu is Schluß damit! Ich werde selbst alles zum Besten für mich ändern! So! Und merk dir eins - DU hast hier gar nichts zu sagen. ICH bin der Bestimmer! Basta!!" 
Gesagt, getan und aus dem Bett raus. Ha, der hab ich's gezeigt. 

Ich weiß, damit habe ich eine Schlacht gewonnen, aber noch nicht den ganzen Krieg. Aber jede weitere gewonnene Schlacht, egal wie klein, bringt mich ein Stück weiter ans Ziel - Depressionsfrei und ohne Erna leben zu können. 

Get up, stand up

Vor zwei Wochen besuchte mich meine Nachbarin, um über hausinterne Dinge zu reden, die noch zu klären sind. Dabei fragte sie mich auch, wie ich mich mittlerweile fühle und ob es mir besser gehe. 

Da ich letztes Jahr auch einige Wochen zu Hause gewesen bin, hatte mich ihr Mann angesprochen und mit ihm habe ich offen über meine diagnostizierten Krankheiten Depression, und später Angststörung, geredet. 

Meine Nachbarin erzählte mir nun von ihrer Freundin, die seit vielen Jahren an einer bipolaren Störung* leidet und meinte, dass es dieser an schlimmen Tagen schwerfiele für sich selbst zu sorgen und überhaupt etwas zu tun. 

Nach dem Wachwerden aufzustehen, ist für die meisten zwar nichts was man gerne macht, aber was muss das muss halt. Für Personen, die an einer Depression leiden, kann je nach Schwere der Depression, dies zu einem Akt werden, der enorme Kraft erfordert. Kraft, die man manchmal eben nicht mehr hat bzw. einen Grund warum man diese Kraftanstrengung überhaupt auf sich nehmen sollte. 

Trotz allem bin ich jeden Morgen aufgestanden und hab mein Bett gemacht. Danach bin ich ins Badezimmer, hab geduscht und mich danach leicht geschminkt. Dann angezogen. 

Als meine Hausärztin mich letztes Jahr in einer der ersten Wochen nach meinem Tagesablauf fragte und ich ihr davon erzählte, meinte sie, ich solle es als Stärke ansehen, dass ich diese Dinge tue. Und ich dachte nur, was sie mir denn da für einen Quatsch erzähle, denn das morgendliche Aufstehen und die Körperpflege ist doch etwas Selbstverständliches. Wie gesagt, das war in einer der ersten Wochen. 

Nachher verstand ich erst, warum sie es als Stärke und nicht als etwas Selbstverständliches bezeichnet hat. 
Nach ein paar Monaten in der Depression und der Angst wurde mir erst bewusst wie anstrengend solche bisherigen ,Kleinigkeiten' wirklich sein können. Und dass schon das Aufstehen an sich, das Bett machen, mich anziehen etc. Anstrengungen sind zu denen ich mich oft regelrecht zwingen musste. Und danach nur noch erschöpfter war. Ich hätte den ganzen Tag schlafen können.
Und wäre trotzdem müde geblieben. 

Dem Körper wird durch diese ständigen Angstzustände einfach soviel abverlangt und er läuft die ganze Zeit auf Hochtouren. Und das ist kräftezehrend.  
Und ermüdend. Wenn dann auch noch die Depression dazukommt und man keinen Grund mehr sieht warum man überhaupt aufstehen soll, ist dies fatal. 

Deshalb kann ich nur jedem raten, der auch in diesem Teufelskreis gefangen ist:

- steht auf
- macht euer Bett
- wascht und duscht euch 
- legt leichtes Make-up oder eine getönte      Tagescreme auf
- tuscht euch die Wimpern
- zieht euch Wohlfühlklamotten an 

Und geht eine Runde draußen spazieren. Geht unter Leute. Esst ein Eis, eine Waffel, einen Salat etc. Oder seid einfach nur draußen in der Natur. Hauptsache ihr macht etwas Gutes - nur für euch selbst. Einfach so. Weil ihr es verdient habt!! 

Ich weiß, dass dies für manche, die hier über diesen Beitrag stolpern, wahrscheinlich ziemlich lächerlich klingt. Sei's drum! 

Aber diejenigen, die betroffen sind, wissen genau worüber ich schreibe. 

Schafft euch also auch ein morgendliches Ritual an, wie meines, das euch guttut. Und euch stärkt. Es sind nur kleine Schritte, aber auch die bewegen etwas und bringen euch weiter.

Ich habe auch lange gebraucht, um zu erkennen, dass es wirklich eine Stärke ist und die Mühe lohnt sich. 

Aufstehen, Anziehen, Sich-selbst-etwas-Gutes-tun! 

               Get up, stand up, 
            don't give up the fight! 


Foto von der Seite Bright Drops


* Eine bipolare Störung ist, mal sehr laienhaft ausgedrückt, eine Krankheit, in der man zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt schwankt. Und die Wechsel von einem Extrem ins andere erfolgen oft rasant.