Freiheit

Freiheit

Mittwoch, 5. November 2014

Eltern - eine Sache für sich

Meine Mutter hat seit Monaten nicht mit mir gesprochen. Keine Ahnung was für ein Problem sie hat. Vielleicht hat sie auch gar keins, sondern hat einfach wieder nur einen neuen oder wiederaufgewärmten Freund. Das war schon immer so bei ihr. Sie vergisst über die Männer schon mal leicht ihre ,Mutterrolle'. Nun mit Mitte 30 stört es mich nicht mehr so sehr, aber als ich jünger war, hat es mich schon des öfteren beschäftigt warum für meine Mutter irgendwelche Männer wichtiger sind, als die eigenen Kinder bzw. das eigene Kind. 

Und mein Vater. Tja, der hat schon ein Problem seitdem ich auf der Welt bin. Er hat zwar ein Hunde-Fürsorglichkeits-Gen. Bei Menschen funktioniert das aber nicht. Als ich  letzten Sonntag bei ihm war, hat er mir erzählt, dass seine Hündin am Bein operiert werden musste. Sie durfte danach das Bein die ersten Tage nicht belasten, somit nicht laufen, toben, auf die Couch klettern etc. Er hat also, damit sie nicht auf die Idee kam auf ,ihrer' Couch zu schlafen, neben ihr auf dem Boden geschlafen. Sie nachts nach draußen zum Pinkeln getragen usw. Und sie ist ein American Stafford/American Bulldogge Mix. Also kein Schoßhündchen, sondern schon richtig schwer. Er hat, weil er keinen Urlaub hatte, sogar für tagsüber einen Babysitter organisiert, der sie rausgetragen hat etc. 

Ich meine, versteht mich nicht falsch, ich würde das auch für mein Tier machen, gar keine Frage. Aber ich, als seine Tochter, die manchmal monatelang nichts von ihm hört, fühle mich wirklich komisch dabei, wenn er mir so etwas erzählt. Wo war er, wenn ich krank war? Egal in welchem Alter. Er war nie da. Er hat alles meinen Großeltern, seinen Eltern, überlassen. Selbst jetzt, obwohl er von meiner Krankheitsgeschichte von letztem Jahr weiß und auch weiß, dass ich noch nicht wirklich genesen bin, ruft er nicht an. Schreibt nicht mal eine SMS. Nichts. Nur, wenn ich mich melde, antwortet er. Er hat mich im letzen Jahr in schlimmen Momenten gesehen. Gesehen wie ich vor Angst geweint und gezittert habe. Und trotzdem kommt einfach nichts von ihm. 

Ein Therapeut hat mal zu mir gesagt, dass ich so starke Verlustängste habe, weil ich als Kind nicht verstand, warum meine Eltern mich nicht wollen. Ich entgegnete, dass ich mir diese Frage nie gestellt hätte, da ich eine glückliche Kindheit bei meinen Großeltern hatte. Er erwiderte, dass sowas oft unterbewusst geschieht und auch, da sie halt ,nur' die Großeltern und nicht die Eltern waren. Und als Kind versteht man nicht, dass die Eltern selbst noch Kinder waren, als man auf die Welt kam. Man merkt einfach nur, dass die Leute, die man Mama und Papa nennt, nicht für einen da sind. 

Ich habe mir immer gesagt, falls ich mal ein Kind haben werde, würde ich alles anders machen. Das ist natürlich einfach gesagt, da ich nie in der Situation war, als Teenager schwanger zu werden. Ich verstehe auch, dass diese Situation damals sehr schwierig und kompliziert für meine Eltern war. Es war eine andere Zeit. Unverheiratet und minderjährig ein Kind zu bekommen, war damals ein echter Faux-pas. Und ich kann nur wiederholen, dass ich hauptsächlich gute Erinnerungen an meine Kindheit habe. Und es für mich auch nie in Frage kam später zu Mama oder Papa zu ziehen, also weg von meinen Großeltern. Das war unvorstellbar. 

Aber zwischen ihren Teenagerjahren und jetzt liegen über 35 Jahre. Für ihre damalige Situation habe ich Verständnis. Aber dass sie sich in den Jahren dazwischen nicht wirklich gekümmert haben, das verstehe ich einfach nicht. Meine Mutter hat sich wenigstens in den letzten Jahren ab und an mal bemüht ein besseres Verhältnis aufzubauen, aber von meinem Vater kam einfach nichts. Als meine Oma noch lebte, hat sie ihn oft angerufen, um ihn zu erinnern, dass er noch ein Kind hat. Gemeldet hat er sich dann trotzdem meistens nicht. Ich habe mich dann gefragt, ob ich es nicht wert bin für meine eigenen Eltern an erster Stelle zu stehen. Müsste das nicht rein biologisch so in den Genen verankert sein?! Vielleicht sind diese Gene bei ihnen verkümmert. Eingegangen über die Jahre. Oder haben eine Generation übersprungen. 

Taleju's Gebote der Fortpflanzung: 

1. Gebot der Fortpflanzung: Der Nachwuchs steht immer an erster Stelle. 

2. Gebot der Fortpflanzung: Der Nachwuchs steht immer an erster Stelle. 
Egal, wie prächtig und anziehend das fremde (männliche oder weibliche) Gegenüber auch sein mag. 

3. Gebot der Fortpflanzung: Der Nachwuchs steht immer an erster Stelle. 
Egal, auf welchem Ego-Trip Sie sich auch gerade befinden mögen. 

4. Gebot der Fortpflanzung: Der Nachwuchs steht immer an erster Stelle. 
Egal, wie viel pflegeleichter und kostensparender ein Hund, im Vergleich zu einem Kind, auch sein mag. 

5. Gebot der Fortpflanzung: Der Nachwuchs steht immer an erster Stelle. 
Egal, wie sehr man seinen Frust auch im Alkohol o.ä. ertränken möchte. 

6. Gebot der Fortpflanzung: Der Nachwuchs steht immer an erster Stelle.
Egal, wie sehr man sich selbst neue Zigaretten, neuen Flachbildschirm, neues Handys etc. auch wünscht. Die Gesundheit und das Wohl des Nachwuchses (bspw. gesunde Ernährung, geeignete Kleidung für die entsprechenden Jahrezeiten und dem Alter entsprechend) stehen immer an erster Stelle. 

7. Gebot der Fortpflanzung: Der Nachwuchs steht immer an erster Stelle. 
Egal, wie sehr Sie selbst Haut- und Haarkontakt mit Wasser und Pflegeprodukten vermeiden, bei der Versorgung Ihres Nachwuchses hat dies tägliche Priorität. 

8. Gebot der Fortpflanzung: Der Nachwuchs steht immer an erster Stelle. 
Egal, auf welcher Stufe der Karriereleiter Sie sich zurzeit befinden, ab 18.00 Uhr ist gesetzlich geregelte ,Nachwuchs- & Familienzeit'. 

9. Gebot der Fortpflanzung: Der Nachwuchs steht immer an erster Stelle. 
Egal, wie ehrgeizig, verbissen und karriereorientiert Sie selbst auch sein mögen, lassen Sie Ihrem Kind die Zeit Kind sein zu dürfen. 

10. Gebot der Fortpflanzung: Siehe Gebote 1 - 9. Diese sind strikt einzuhalten. 

Der Verstoß bzw. die Nichteinhaltung dieser Gebote wird mit hohen Strafen (z.B. Sterilisation, Verbot und Vorenthaltung jeglicher Genussmittel, Kommunikations- und Unterhaltungselektronik) geahnded.  

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen